Wein

Wer macht’s? Die Schweizer! Eine kleine Einführung in die Welt der schweizer Weine.

Mein Beitrag für das schweizer Lifestyle-Portal Typisch Schweiz.
Rund um den schweizer Wein – wo wird er angebaut? Welche Rebsorten gibt es? Wer produziert?

Spricht man in puncto Wein von Ländern der Alten Welt, spricht man von Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland. Wird man nach den bekannten Weinanbaugebieten dieser Alten Welt gefragt, antwortet man mit Bordeaux, Rioja, Toskana oder Mosel. Eine Antwort, die nur selten fällt, ist die Schweiz mit dem Wallis oder der Waadt. Und das obwohl der Schweizer Weinbau eine lange Tradition hat. Bereits zu Zeiten des römischen Reichs wurde dort Wein kultiviert und eine Vielzahl an Rebsorten hervorgebracht. Zudem genießt er dank seiner hohen Qualität einen guten Ruf.

Und der Schweizer trinkt auch gern Wein. Im jährlichen Schnitt sind es 33 Liter pro Kopf, was ein sportlicher Wert ist. Dabei mag er seine eigenen Produkte besonders gern, sodass die Schweizer ihre eigenen Weine zu einem Gros selbst genießen. Nur drei Prozent der jährlich produzierten Weine, die sich aus den 15.000 Hektar Anbaufläche vinifizieren lassen, werden exportiert. Wenn man sich das vor Augen führt, wird klar, warum es so schwer ist, die bekannten, angesagten Produzenten für den eigenen Weinkeller zu verpflichten.

Und wo kommt’s her?

Die erwähnten 15.000 Hektar Anbaufläche der Schweiz, die insgesamt noch kleiner sind als das deutsche Anbaugebiet Baden, teilen sich in sechs Anbauregionen auf. Erheblichen Einfluss auf das Profil der Weinbauregionen der Schweiz haben natürlich die Alpen, die für besondere klimatische Bedingungen sorgen.

So teilt sich die „weinische“ Schweiz in die sechs Anbaugebiete Wallis (33 Prozent), Waadt (25 Prozent), Deutschschweiz (19 Prozent), Genève (10 Prozent), Tessin (7 Prozent) und Drei-Seen (5 Prozent) auf. Durch die Alpen gibt es zum einen Weinberge in Tälern und Seennähe, zum anderen in aufsehenerregenden Höhen. So kann die Schweiz mit dem Bergdorf Visperterminen im Anbaugebiet Wallis den höchsten Weinberg Mitteleuropas verzeichnen. Hier gedeihen die Reben in 1.150 Meter Höhe. Spannenderweise ist das Wallis auch die wärmste Region in der Schweiz, was den Trauben hilft, perfekt auszureifen.

Im zweitgrößten Anbaugebiet Waadt, ist die bekannteste, als UNESCO Kulturerbe und Grand Cru klassifizierte Unterregion, das Lavaux, zu finden. Mit steilen Terrassen an den Ufern des Genfer Sees, mit bis zu 70 Prozent Steigung und somit zu 100 Prozent Handarbeit, verlangt sie den Winzern eine Menge Arbeit ab. Die Reben an diesem besonderen Ort sollen mit „Drei-Sonnen“ gesegnet sein: der direkten Sonneneinstrahlung, der vom See reflektierten Sonne und der im Boden gespeicherten. Denn der Boden ist sehr gemischt – hier aus Lehm, dort aus Kalk und da aus Stein.

Altbekanntes und viel Einheimisches

Betrachtet man die Rebsorten, offeriert die Schweiz eine breitgefächerte Kollektion von über 200 verschiedenen Rebsorten. Diese teilen sich zu 36 Prozent in autochthone, also einheimische, und zu 64 Prozent in nicht-einheimische Rebsorten auf. Meistangebaut und eine der beliebtesten Rebsorten der Schweizer Weine ist der Pinot Noir (29 Prozent), dicht gefolgt vom autochthonen Chasselas (27 Prozent), der uns auch als Gutedel bekannt ist.

Die Rebsorte Chasselas hat ihren Ursprung an den Ufern des Genfer Sees und wird im Anbaugebiet Wallis „Fendant“ genannt. Chasselas-Weine zeichnen sich durch einen leichten Körper, Fruchtigkeit, eine knackige Säure und Mineralität aus, sind zudem sehr zugänglich und werden deshalb viel getrunken.

Weitere Rebsorten sind Gamay (10 Prozent), Merlot (7 Prozent) sowie eine Reihe an autochthonen Rebsorten. Amigne, Arvine, Humagne Blanc oder Cornalin werden verstärkt im Wallis angebaut, Zürich Räuschling und Graubünden Completer sind bekannt für die Region Deutschschweiz.

Leckeres und Wissenswertes

Bleiben noch die Fragen, was man wann, mit wem, zu welchem Anlass, aus welchem Glas trinkt. Wer sich einfach nur an gutem Wein erfreuen möchte, trinkt natürlich das, was ihm schmeckt. Ganz subjektiv. Ganz vernünftig.

Typisch Schweiz ist übrigens die Kombination von Schweizer Wein und einem Apéro-Plättli. In der Schweiz ist der Apéro nämlich eine beliebte Tradition, in Deutschland aber noch ein echter Geheimtipp. Beim Apéro stehen der Genuss und die kleine Auszeit vom Alltag im Fokus – und natürlich die luftgetrockneten Schweizer Fleischspezialitäten. An deren Herstellung hat sich seit Jahrhunderten nichts geändert: bestes Fleisch, klare Bergluft und viel Zeit. Und gerade Zeit wird in unserem hektischen Leben immer wertvoller. Am liebsten genießt man den Apéro mit Freunden, bei guter Stimmung, in entspannter Atmosphäre und startet so stilvoll in den Abend.

Gereicht wird ein Plättli mit hauchzarten Tranchen der traditionellen Schweizer Fleischspezialitäten wie Bündnerfleisch, Appenzeller Mostbröckli, Walliser Trockenfleisch, Salsiz und Bündner Rohschinken. Dazu gibt es etwas würzigen Käse wie Sbrinz und wahlweise Weintrauben und Nüsse. Getreu dem Motto „what grows together, goes together“ lässt sich das Apéro-Plättli gut mit einem Schweizer Pinot Noir genießen. Dabei schmeichelt der beerig-kräutrige Pinot Noir den verschiedenen Fleischspezialitäten und ergänzt ihren teils würzigen, teils nussigen Charakter. Ebenfalls spannend, auf den ersten Blick für den ein oder anderen ungewöhnlich, wäre ein restsüßer Riesling. Dieser passt super zu würzigem Käse und kann mit seinem Spiel aus Frucht und Säure ein toller Begleiter für das Plättli sein.

Wie beschrieben, ist das Kaufen von gewissen Schweizer Weinen ein schwieriges Unterfangen. Daher empfiehlt sich, wenn man sich intensiv mit den Weinen der Schweiz beschäftigen möchte, eine Reise in die Schweiz, denn vor Ort kann man die Vielfalt des Schweizer Weins am besten erleben und viele der Weine im Weingut oder auf Veranstaltungen verkosten. Ein Besuch lohnt sich zum Beispiel bei den Tagen der offenen Weinkeller im Frühsommer oder auch auf den vielen Weinfesten, die im Herbst stattfinden.

Angesagtes und Lieblinge

Oft wird man nach den „angesagtesten“ Schweizer Weingütern gefragt. Hier werden einige genannt: Gantenbein, Donatsch, Louis Bovard, Cantina Kopp von der Krone, Schlossgut Bachtobel und Marie-Thérèse Chappaz.

Mir persönlich gefallen in der Schweiz vor allem die Pinot Noirs sehr gut. Paradebeispiele sind die Pinots aus den Kellern der Weingüter Gantenbein und Donatsch. Beide genießen einen guten Ruf, sind sehr exklusiv und daher auch recht preisintensiv. Sollte sich einem jedoch einmal die Möglichkeit bieten, diese Weine zu verkosten, sollte man sie wahrnehmen und die Finesse und die Feinheit der Schweizer Pinots probieren.

BJRLeBouquet

Björn Bittner ist der Gründer von BJR Le Bouquet. Im Magazin beschäftigt er sich mit den Themen Premium-Kulinarik, Luxus und Lifestyle. Bon Vivant!

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