Im Anschluss an meine Reise durch das Rioja zog es mich für das Wochenende in eine meiner Lieblingsstädte – Barcelona. Was mich an dieser Stadt so fasziniert und warum man hier unbedingt einige Tage verbringen sollte, erfahrt ihr hier.
 
Koffer gepackt, rein in den „Regio“ und 4,5 Stunden später steigt man in Barcelona aus dem Zug. Es war 22:01 Uhr und ich wollte mich um 22:30 Uhr – bereits umgezogen – mit Freund und Sommelier Nicolas treffen. Nicolas, gebürtiger Franzose, einfach geil drauf, lernte ich an seinen letzten Tagen als Sommelier im Monvinic kennen. Seine nächste Station sollte das zu diesem Zeitpunkt noch zu kernsanierende und eröffnende Luxushotel SOFIA sein.
Dort übernahm er inzwischen die Rolle des Restaurantleiters und Sommeliers der vier hauseigenen Restaurants und bestückte die Weinkühlschränke mit einer Reihe feiner Tropfen. Das SOFIA Hotel ist übrigens ein absoluter Tipp, wenn man mal gediegen in Barcelona absteigen möchte – wahnsinniger Bau, auf allerneustem Stand, High-End.
 
Bevor wir auf einen Drink in den hauseigenen Nachtclub und schließlich Richtung Innenstadt aufbrachen, zeigte er mir noch das Fine-Dining Restaurant SOFIA Be So und präsentierte einige der Weine. Das war echt spannend. Abgesehen davon, dass die Location wunderschön ist – warm, sandsteinfarben, perfekt gesetzte Lichtspots und eine sehr hochwertige Ausstattung – fielen zunächst natürlich die Weine im Kühlschrank auf, wo sich Petrus und Co. Kork an Kork liegen.
 
Außerdem fiel ein schwarzes „Ding“ auf. Man könnte es als kleine „Bank“ beschreiben, in der sieben durchnummerierte, schwarze flaconartige Behältnisse steckten. Nicolas hatte mir schon ein neuartiges, bisher weltweit einzigartiges Weinkartenkonzept angekündigt, und dieses „Ding“ war also das Objekt der Begierde.
 
Das Konzept ist so einfach, wie logisch und wird meiner Meinung nach in Zukunft vielfach kopiert werden: Jeder Gast soll, auch wenn er von vornerein nicht weiß welchen Weinstil er mag, vor dem Bestellen wissen, was ihn anspricht und schließlich einen Wein auf dem Tisch haben, der ihm schmeckt. Hilfestellung sollen die sieben mit unterschiedlichen Parfüms gefüllten Flacons geben.
So wie die Flacons sich in sieben Parfüm-, Aromen- und Geruchswelten aufteilen, teilt sich die Weinkarte ebenfalls in sieben Sektionen.
 
Der Gast, der nicht weiß, dass er gerne einen Pur Sang von Dagueneau, einen Alion aus dem Ribera oder einen gereiften Bordeaux am Gaumen haben möchte, bekommt nun die Möglichkeit, sich durch diese sieben Welten zu riechen und kann für sich entscheiden, welches Parfüm ihn am meisten anspricht. Dabei weiß man vorher nicht welches Parfüm für welchen Wein steht.
So startet man beispielsweise in Flacon 1 mit einem Parfüm, das mich blind stark an Sauvignon Blanc erinnert hat, Flacon 3 stand für mich für Chardonnay, 6 für Rioja und 7 schließlich für gereiftere Bordeaux’.
Im besten Fall hat der Sommelier jetzt ein recht leichtes Spiel, kann gezielt an die Weinkarte gehen und dem Gast eine Reihe der Weine vorstellen die ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit gefallen werden. Die Möglichkeit daneben zu treffen ist zwar da, aber dennoch recht gering.
 
Wie man auf dem Bild erkennen kann, ist das „Ding“ edel und stylisch gehalten und gefällt mir persönlich sehr gut. Würde ich mir auch Zuhause auf die Kommode stellen und ab und an mal eine Nase nehmen.
Natürlich kann man jetzt sagen: NUR sieben unterschiedliche Gruppen von Düften sind doch viel zu wenig um alle Weine der Welt zu kategorisieren und ausreichend differenziert zusammenzufassen. Okay. Aber…37 verschiedene Flacons vor dem Zwischengang durchzunehmen, wäre vielleicht auch ein bisschen zu viel des Guten, wenn auch sicher spannend für den Freak oder Interessierten.
Daher bin ich der Meinung, dass dieses Konzept ein sehr guter Ansatz ist, um dem Gast zu helfen, unter die Arme zu greifen und die Vielfalt des Weins näherzubringen. Kopiert wird es definitiv, da bin ich mir sicher. Ob die Erfinder das Ganze noch verbessern und kleinteiliger aufsetzen möchten, wird man sehen.

Author

Björn Bittner ist der Gründer von BJR Le Bouquet. Im Magazin beschäftigt er sich mit den Themen Premium-Kulinarik, Luxus und Lifestyle. Bon Vivant!

Comments are closed.