„Das ist das Paradies“ – an diesem 29.06. wohl noch mehr als sonst. Denn an diesem Samstag steht der mittlerweile zum 6. Mal stattfindende Korrell’sche „Magnumtag“ auf der Tagesordnung. Auch das Wetter spielt in kaiserlicher Manier mit und beschert den knapp 70 Gästen einen sonnigen Tag mit guter Stimmung und gut gekühlten, knackigen Rieslingen von der Nahe.
„Das ist das Paradies“. Ja, denn hier findet alles statt – in der Paradelage der Korrells, im Paradies. Warum es die Paradelage ist, was die Weine von Korrell alles können und warum Martin Korrell so ein entspannter Zeitgenosse ist, lest ihr im Folgenden.
Nachdem mir Britta Korrell vor einer Zeit einen 12er Karton mit Korrell-Weinen zugeschickt hatte, war ich gespannt auf das, was da kommen mag. Hier und da hatte ich immer mal wieder reingeschmeckt, das Paradies gab es einmal auf meiner SOMM vs. BLOGGER-Veranstaltung auf dem Petersberg und so war ich nun sehr neugierig. Der Karton war schnell offen, die Weine – vom Sekt, über die Weißweincuvee bis hin zu den Rieslingen und schließlich Spätburgunder – verkostete ich über drei Tage und konnte meinen Eindruck bestätigen. Richtig guter Stoff! Dazu gleich mehr.
Weine aus dem Hause Korrell kommen von der Nahe, dieser kleinen Weinregion, die Jahr für Jahr mit ihren trockenen Rieslingen brilliert. Diese trockenen, eleganten Rieslinge wachsen auf einer ganzen Vielzahl von Böden, so ist die Nahe die deutsche Region mit der größten Bodenvielfalt. Rotliegendes, Vulkangestein, Löss, Lehm, Kalkmergel, Tonschiefer und und und. Die perfekten Gegebenheiten, um Weine mit „Terroir“ auf die Flasche zu bringen. Weine mit Herkunftscharakter, mit Mineralität, mit der Handschrift des Winzers eben. Das Ganze passiert bei den Korrells auf rund 26 ha Rebfläche, woraus durch strikte Ertragsreduktion jährlich rund 180.000 Flaschen gefüllt werden. Gut die Hälfte ist übrigens mit Riesling bestockt, daneben werden die klassischen Burgunderrebsorten angebaut, die es sich ebenfalls sehr(!!!) zu probieren lohnt.
Die Weine aus dem Haus Korrell
Lasst uns in die Kollektion reingehen. Los geht’s mit etwas, das auch ich als Schaumwein-Liebhaber und fast –Fanatiker nicht allzu oft im Glas habe: Sparkling von der Nahe. In diesem Falle als Brut Nature mit laaanger Zeit auf der Hefe. Daraus ergibt sich ein wunderbar harmonischer, feiner Sekt, der großartig als Apero funktioniert, sich jedoch auch als perfekter Speisebegleiter präsentiert.
Für mich ganz wichtig zu erwähnen, sind die Einstiegsweine. Nicht bei Korrell im Besonderen, viel mehr allgemein. Wenn die Basis stimmt, im besten Fall sogar Spaß macht, stimmt auch die Kollektion. Und nach dem Sekt ging es erstmal an die „Mahlzeit!“. Eine Weißweincuvee die für mich den klassischen, sehr trinkigen, everybodys-darling Weißen verkörpert. Großes, unkompliziertes Trinkvergnügen für die Terrasse, den Grillabend mit Freunden, als Essensbegleiter oder für die Gastro by the Glas. Gefällt mir einfach das Ding!
Dann hat Martin seine gute Transferfähigkeit bewiesen und das Gleiche auf die Rieslingthematik umgesetzt. Hier werden direkt zwei Rieslinge in der Einstiegsrange angeboten: der trocken ausgebaute Riesling Typisch Korrell & sein feinherber Bruder der Riesling feinherb. Zweimal klare Rieslingfrucht, Nahe-Herkunft und für jeden etwas dabei. Entweder durchgegoren oder eben nicht ganz, sind das beides Weine auf hohem Niveau. Übrigens: die Trauben für den feinherben Riesling kommen sogar teils aus der Flagship-Lage „Paradies“.
Neben seinen Rieslingen ist Martin auch bekannt für seine Burgunderrebsorten. Das Sortiment umfasst hier Weißburgunder, Grauburgunder und ihre sehr beliebte Top-Cuvee „Steinmauer“ aus Grauburgunder, Weißburgunder & Chardonnay. Die Steinmauer hat nicht nur einen festen und wichtigen Platz im Sortiment, sondern lässt sich auch aus einiger Entfernung am weißen Schriftzug auf der Mauer im Weinberg erkennen. Das Paradies einfassend, wachsen hier die drei klassischen weißen Burgunderrebsorten auf Nahe-Böden und formen in der Steinmauer eine ausdrucksstarke, kraftvolle Cuvee. Mit ihrer gelben Frucht, angenehmen Säure, Cremigkeit und feinen Nuancen von ihrem Holzkontakt während der Vinifikation, haben wir hier einen komplexen Tropfen im Glas, der sich zurecht großer Beliebtheit erfreut.
Wo wir gerade beim Thema Cuvée sind, darf eine Cuvée natürlich nicht fehlen. Eine Cuvée die für viel Aufsehen gesorgt hat und – die Entscheidung diesen Wein auf die Flasche zu bringen – stark polarisiert hat: „Von den Großen Lagen“. Hier sind wir wieder im Riesling-Thema, welches Martin hier auf seine ganz persönliche Weise interpretiert hat. Im Besitz der Korrells befinden sich neben den bekannten Rebflächen wie beispielsweise im Paradies auch Reben in den „mit dem Traktor rund 40 Minuten entfernten“ Lagen Schloßböckelheimer In den Felsen, Königsfels, Niederhäuser Klamm sowie das Norheimer Kirschheck. Auf den ersten Blick ist das eine klare Sache: Die Weine werden den Lagen nach seperiert ausgebaut und auf die Flasche gebracht. Schließlich hat jede Lage ihre individuellen Merkmale. Die Böden variieren – gerade hier an der oberen Nahe – die Temperaturen sind in den Lagen unterschiedlich und und und. Klare Sache also, oder? Nein, dachte sich Martin, begann die vier Weine miteinander zu vermählen und formte so „Von den Grossen Lagen“. Für viele vielleicht nicht nachvollziehbar, allerdings gibt ihm der Erfolg recht. Der in der Nase von perfekt gereifter Steinfrucht dominierte und am Gaumen elegante, mineralische Riesling gewann 2017 den Riesling-Cup und den Titel „Bester Deutscher Riesling“. Noch Fragen?
Am oberen Ende der Kollektion steht nun also das bereits mehrfach erwähnte Paradies. Nur wenig schönere Namen kann man sich für den täglichen Arbeitsplatz vorstellen, deshalb sagt Martin im Intro der Korrell’schen Website auch „Das ist das Paradies“. Der Platz mit dem er großgeworden ist, der fest in seinem Leben verankert ist und aus dem man obendrein noch diesen Tropfen gewinnen kann. Warme Böden von Muschelkalk und Tonmergel geben den Trauben eine gehörige Portion Kraft mit auf den Weg, die jedoch niemals übertrieben oder fett erscheint. Die Nase ist ausdrucksstark, expressiv und zeigt neben reifer Steinfrucht und exotischen Noten auch eine gewisse Kräutrigkeit. Die Wärme und direkte Sonneneinstrahlung kann man tatsächlich riechen. Am Gaumen ist das Paradies saftig, kraftvoll und vielschichtig, immer unterzeichnet von einer feinen Mineralität und gefolgt von einem leicht exotischen, kräutrigen Finish. Ich konnte das Paradies bisher in diversen Jahrgängen und aus verschiedenen Formaten verkosten und muss sagen, es steht von der ersten Minute mit breit geschwellter Brust da und ist auch nach zwei Tagen geöffnet im Kühlschrank noch ein großartiges Rieslingerlebnis.
Der Magnumtag – Tradition!
Bereits im sechsten Jahr findet nun der bereits erwähnte und auch hoffentlich in den nächsten Jahren stattfindende Magnumtag im Paradies statt. Das Setup ist denkbar einfach, wird aber hier auf höchstem Niveau aufs Parkett gebracht. Bei gutem Wetter findet das Event im Paradies, im Weinberghaus inmitten der Lage Paradies statt. Hier wurde aber eben kein kleines, uriges altes Haus wiederbelebt, sondern ein sich auf dem neusten Stand befindliches Haus hingesetzt, das neben gemütlicher Wohnfläche und einer „Küche-hinter-den-Kulissen“ auch einen riesigen Garten für u.a. eben auch die Magnum-Party bereitstellt. Und was passiert genau?
Bevor es in die eigentliche Party-Location im Weinbergshaus
im Paradies geht, werden die Gäste mit einem Sektempfang herzlich willkommen
geheißen. Nach einer kurzen Ansprache und Begrüßung haben die Gäste die Qual
der Wahl ins Weinbergshaus zu gelangen: Entweder im brachialen Land Rover in
unter acht Minuten, oder aber zu Fuß durch die Weinberge – eine Rieslingstation
zur Erfrischung sorgen noch vor Ankunft für eine knackige Belohnung.
Es gibt die Korrell’schen Weine aus Großformaten. Zunächst die aktuelle
Kollektion passend zum Food. Da gilt es sich einzutrinken, aufzuwärmen,
Kontakte zu knüpfen und dann fließend in die jährliche, moderierte Weinprobe
überzugehen, die mit einer Reihe gereifter Weine und Schmankerl aufwartet.
Hier liegt das Augenmerk natürlich auf den eigenen Weinen. Mal aus der Magnum. Mal aus der Doppelmagnum. Mal eine Vertikale vom trockenen Paradies. Mal eine noch nicht zuvor präsentierte 1999er Beerenauslese aus dem Paradies.
Daneben präsentierte sich in diesem Jahr aber auch kein geringerer als Martin Tesch mit zwei seiner Lagenweine und so konnten wir zum einen wunderbar die Typizität der Nahe, zum anderen auch die unterschiedlichen Handschriften, Philosophien und Stilistiken der Winzer erriechen, verkosten und erleben. In diesem Jahr moderiert von mir, mit kurzen Erläuterungen der beiden Winzer Martin und Martin zu ihren persönlichen Besonderheiten und Herausforderungen des Jahrgangs.
Ein Event, das mittlerweile Tradition an der Nahe ist, das unfassbar viel Spaß macht, alte Kunden, Freunde und Gastronomen am Glas vereint und vom so herzlichen Team Korrell durch den ganzen Magnumtag begleitet wird.
Was kann ich noch sagen? Die Zeit bei den Korrells war verdammt schön. Ein eingespieltes und vor allem wahnsinnig sympathisches Team um die Familie Korrell hat uns die Nahe wieder ein Stück näher gebracht. Ich hoffe bald wieder im Paradies sitzen und den Sonnenuntergang über der Nahe genießen zu können. Liebend gerne mit den von Martin selbst gegrillten Wildbratwürstchen!
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