Vinho Verde. Ein Wein, eine Region und gewissermaßen auch ein Lebensstil. Doch eins nach dem anderen. In erster Linie steht dahinter ein weltweit bekannter portugiesischer Wein. Sein in 1908 gegründetes Weinanbaugebiet im Norden Portugals, liegt in der Region Minho, zwischen den Flüssen Douro und Minho und ist das größte Weinbaugebiet Portugals. Es steht für Qualität, Herkunft und Vielfalt.
Die Region Vinho Verde strotzt nur so vor Leben und Energie. Bewegt man sich als Tourist, am besten Weintourist, durch die hügelige, fast nie durch Ebenen unterbrochene Landschaft, wirkt es wie ein grünes Meer. Hohe Feuchtigkeit vom Atlantik und den inländischen Wassermassen und ausreichend Sonne sorgen für eine außergewöhnliche Vegetation und tauchen die Region in ein saftiges Grün. Und genau daher resultiert der Name „Vinho Verde“.
Weine mit Herkunft – das PDO-Siegel
Aber nun zum Wein dieser besonders „grünen“ Region. Gerade in der heutigen Zeit, in der sich Hersteller und Anbieter hochwertiger Produkte oft mit Massenprodukten messen müssen, wird das Thema Herkunft und Qualität immer relevanter. Wichtig ist dabei vor allem die klare Abgrenzung dieser hochwertigen Produkte mithilfe aussagekräftiger, validierter Werkzeuge, wie dem PDO-Siegel. Das europaweit hoch angesehene und für eben diesen Standard stehende PDO-Siegel vereint diese Kriterien zur Herstellung solcher Produkte. Wo das PDO-Siegel drauf ist, steckt Qualität drin. Auf die Vinho Verde-Weine bezogen bedeutet dies, dass jede einzelne im Wein verwendete Traube – gar Beere – innerhalb der Vinho Verde-Region gelesen werden muss und darüber hinaus auch die gesamte Produktion bis hin zur abgefüllten Flasche Wein dort stattfinden muss. Zum einen garantiert dieses „Protected Designation of Origin“-Siegel die Qualität der Weine aus Vinho Verde, zum anderen aber auch die lupenreine Herkunft und tatsächliche Verbundenheit der unterschiedlichen Weine mit der fruchtbaren Region in Minho.
Vinho Verde – Die Region
Bereits im letzten Jahr war Portugal für mich das geplante
Ziel für eine Weinreise. Leider konnte diese schließlich aufgrund von
streikendem Personal und daher nicht fliegenden Flugzeugen nicht angetreten
werden. Umso froher bin ich, dieses Jahr in das am Atlantik gelegene Land zu
reisen, und mir die Region Vinho Verde aus der Nähe anzuschauen.
Das Gebiet Vinho Verde liegt wirklich an der denkbar nördlichsten Kante
Portugals, in direkter Grenznähe zu Spanien und den Gebieten Rias Baixas und
Ribero.
Mit den maritimen Einflüssen in Atlantiknähe ist das Gebiet prädestiniert für frische Weißweine – die übrigens weit über 80% der gesamten Produktion ausmachen – für eben die die Region auch weltweit bekannt und geliebt ist.
Die Region Vinho Verde unterteilt sich in neun Subregionen, die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen unterworfen sind und sich demnach in den angebauten Rebsorten und den daraus resultierenden Weinstilen unterscheiden. Diese neun Subregionen sind: Moncao und Melgaco, Lima, Cavado, Ave, Basto, Sousa, Baiao, Paiva und Amarante.
Rebsorten in Vinho Verde – Weiß dominiert
Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Rebsorten je nach Subregion, was der Vielfalt der Weine des Vinho Verde natürlich zu Gute kommt. Angeführt werden die hiesigen Rebsorten natürlich durch die sehr beliebte und hoch geschätzte Rebsorte Alvarinho, die wohl auch die vielversprechendste Rebe ist oder zumindest als diese gilt. Aus ihr werden trockene, komplexe, oft fruchtbetonte und mineralische Weißweine mit mittlerem Körper hergestellt, die sich wunderbar zu einer ganzen Reihe von Fisch- und Meeresfrüchte-Gerichten eignen – besonders zu den heimischen und traditionellen Bacalao-Gerichten sind sie der Wein der Wahl. Auch helles Fleisch und entsprechende Beilagen werden sehr passend begleitet.
Dazu gesellen sich eine Reihe von Rebsorten, die der „normale“ Weinfreund wohl eher selten bis noch nie zu hören und schmecken bekommen hat. Das sind Rebsorten wie Loureiro, die besonders gut in Lima, Cavado und Ave reifen, Trajadura, Arinto, oder Avesso, die besonders in Amarante und Baiao beheimatet sind.
Sie allesamt ergeben trockene Weißweine, die sich oft durch eine prägnante, feine Frucht und Mineralität auszeichnen.
Vinho Verde kann auch Rote
Jeder kennt sie – die Vorurteile – dass es in Vinho Verde nur weiße, im Douro-Tal nur rote Weine gibt und auch hier gibt es definitiv Aufklärungsbedarf. Zwar ist Vinho Verde nicht auf den ersten Blick mit Rotwein verknüpft, dennoch ist die Varietät an roten Rebsorten durchaus ausgeprägt.
Wie auch bei den Weißen, variiert der Anbau roter Rebsorten auch nach Subregion – logisch – je nach passendem Mikroklima. Eine weitere Gemeinsamkeit: die für uns in der Regel eher unbekannten Namen der Trauben. Amaral Alvarelhão, Borraçal, Espadeiro, Padeiro, Pedral, Rabo de Anho und Vinhão. Gibt es sonst noch Gemeinsamkeiten zwischen den Weißen und den Roten aus Vinho Verde?
Um dies zu klären, kommen wir zum Stil der Weine, der durch die geographische Lage und die klimatischen Bedingungen bedingt wird.Die Feuchtigkeit des Atlantiks und der inländischen Wassermassen zusammen mit ausreichend Sonne sorgen für eine außergewöhnliche Vegetation und ein saftiges Grün.
Vielseitigkeit im Glas!
Diese Frische und Energie drücken auch die Weine des Vinho Verde aus. Die weißen sind wie beschrieben trockene Weiße. Oft stehen knackige Frucht von Zitrone und Steinfrucht im Vordergrund und werden von einer feinen Mineralität untermalt. Ich bin mittlerweile ein riesiger Fan von Alvarinho. Ob als knackiger Aperitif mit einem leichteren und fruchtigeren Exemplar, oder zum Fisch und Meeresfrüchten mit einem komplexeren, etwas saftigeren Vertreter der edlen Traube des Vinho Verde. Zuletzt habe ich auch häufiger Cuvees mit Trajadura, Loureiro, Arinto und auch Alvarinho verkostet und war auch hier sehr positiv überrascht.
Schaut man sich oder besser gesagt schenkt man sich einen roten Vinho Verde ein, denkt man zunächst oft an das genaue Gegenteil der knackigen Weißen. Die Roten stehen in dichtem Rot im Glas und wirken alles andere als frisch und leicht. Riecht und schmeckt man dann mal rein, dreht sich der Eindruck – die Weine präsentieren sich mit schöner Säure und einer Leichtigkeit, die zum Trinken animiert. Und so zeigen auch die Roten der Region diesen typischen Vinho Verde Charakter und repräsentieren wie die Weißen unter dem PDO-Siegel die Wurzeln dieses einmaligen Fleckchens Erde.
Vinho Verde. Das ist weitaus mehr als die Weißen aus der AlvarinhoTraube. Mit ihrer Vielzahl unterschiedlicher Rebsorten und Weinstile drückt die weltweit renommierte Weinregion Portugals die Vielseitigkeit Vinho Verdes aus und garantiert dank des PDO-Siegels Authentizität, Herkunft und Qualität – und das alles regional und nachhaltig.
Lust auf mehr? Dann sei gespannt auf meinen Reisebericht – es ging quer durch Vinho Verde. Zu Winzern, in deren Weinberge und es gab wunderbar Wein & Food-Kombinationen!
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