Seit September ist das Steigenberger Grandhotel Petersberg offiziell wiedereröffnet. Das Gästehaus der Bundesregierung, das bereits Persönlichkeiten wie Bill Clinton, Nelson Mandela oder Namensgeber Ferdinand Mülhens beherbergte, erstrahlt nun in neuem Glanz. Mit dem gelungenen Grand Opening, mit einer Vielzahl hochkarätiger Gäste aus Wirtschaft, Politik und Society, wurde eine neue, weitere Ära des Kulthauses eingeleitet.
Nach kurzer Grand-Opening Pause ging es nun, frei nach dem Motto „Never change a winning Team“, auch mit einer neuen Ausgabe des Weinformats “SOMM vs. BOGGER” weiter. Wie gewohnt starteten wir im Ferdinands Wein & Dine , wo das „Duell“ seit nunmehr 1,5 Jahren stattfindet.
Erstmalig wurde ein Thema aus vergangenen Events wiederbelebt und so gab es mit der “Big Bottle 2.0” wieder Weine aus den beliebten Großflaschen. Zum einen ist der Wein fast immer ein anderer, oft besserer Wein als aus der normalen 0,75er Flasche, zum anderen sind die Großflaschen schlichtweg ein Eyecatcher und erfreuen sich immer besonderer Beliebtheit.
Wie mittlerweile bekannt, schickt die Küche vier Gänge zu denen SOMM und BLOGGER jeweils einen Wein aussuchen.
Hier erstmal das Menü, das unsere Gäste, unter denen auch bei diesem Mal wieder eine ganze Reihe Wiederholungstäter waren, genießen durften:
Mille feuille von der Gänseleber| Quitten | Chicoree | Zitrus
Pilzessenz | Limonen-Seitlinge | Reisnudeln
Kalbsfilet | Butternut Kürbis | Rosenkohl | Kaffeejus
Manjari Schokolade 64% | Erdnuss | Bananen | Karamell
Big Bottles aus Moselaner Top-Lagen
Los ging es mit der Gänseleber. Und da war für mich klar: Es muss süß werden. Da ich die Speisen im Vorfeld nicht probiere, muss ich abwägen und ein gewisses Risiko bei der Auswahl des perfekten Begleiters eingehen. Ich entscheide mich, für die von mir sehr geschätzte, feinherbe Spätlese “Felsterrassen” aus der Top-Lage Trittenheimer Apotheke von Alexander Loersch. Der in Leiwen lebende junge Winzer, dessen Verkostungsraum einen einzigartigen und unverbauten Blick auf die Moselschleife bei Leiwen wirft, ist einer meiner Lieblinge, wenn man weg geht von den ganz großen Namen der Region. Handarbeit, gute Lagen und seine Passion lassen ihn Jahr für Jahr eine sehr schöne Kollektion auf die Flasche bringen. Und auch in der Kombination mit der Gänseleber hatten wir hier eine wunderbare Kombination. Nicht zu süß, ja genau richtig standen die Felsterrassen im Glas. Eine wunderbare eingebaute Säure und exotische Frucht unterstrichen die cremige Gänseleber und das zitrische Drumherum. Evergreen! Hier konnte der gereifte, trockene Thörle meines Gegenübers aus der Doppelmagnum einpacken. Yes!
Chardonnay oder Sherry aus der Big Bottle?!
Weiter ging es mit der Pilzessenz an Limonenseitlingen und Reisnudeln. Sehr schöner Gang – aber das Pairing von Suppe und Wein ist halt immer eine Sache für sich. Hier entschied ich mich für den Westhofener Chardonnay von Gesine Roll – dem Weingut Weedenborn in Rheinhessen. Aus der Magnum serviert, machte das Ding richtig Spaß. Enormer Trinkfluss, das Holz sehr gut integriert, sehr fein und mit super Struktur. Steinfrucht, etwas Apfel und einfach jede Menge Wein im Glas. Hinten raus mit guter Länge machte der Chardonnay nicht nur als Speisebegleiter sondern auch solo jede Menge Spaß. Hier hätte man noch einige Zusatzflaschen ausschenken können. Ihm gegenüber stand ein süßer Sherry, der mit sehr viel Power in der Nase und auch am Gaumen daherkam. Für die Gäste war das zu viel des gut gemeinten im Glas und sie entschieden, er macht den Gang “platt”. Der Chardonnay von Weedenborn untermalte den Gang fein und gewann den Gang ganz locker! Yes!
Sangiovese mal ganz anders!
Es folgte ein sehr gelungener Gang vom Kalb. Was serviert man da am Besten? Für mich musste es etwas eher leichtes, feines sein. Dies schien mir besser, als eine üppige Keule zu diesem feinen Fleisch zu servieren. Im Kölner Weinkeller wurde ich mit einem reinsortigen Sangiovese aus der Emilia Romagna fündig. Der Godenza vom Pandolfa-Projekt Noelia Ricci ist ein etwas anderer Vertreter der Sangiovese-Traube, dem Juwel der Toskana. Schon beim Öffnen der Flasche war mir klar – das wird eng mit dem Sieg. Sehr außergewöhnlich ist dieser Sangiovese und blind – wie alle Weine hier serviert werden – quasi nicht zu erkennen. Auf der sehr frischen Seite, kein Holzeinsatz und dennoch eine wunderbare Struktur, viel Frucht und überhaupt ein enorm spannender Wein. Daneben war der gereifte Borderaux aus 2001 mit seiner ausladenden und üppigen Aromatik, schon recht klar zu definieren. Doch was stand besser da? Für mich war der Bordeaux als Solist der leichte Favorit und einfach authentisch Bordeaux. Als ich jedoch das Pairing vor mir hatte, war der Godenza doch der für mich außer Frage perfekte Begleiter. Mit seiner Frische, Frucht, Kräutern und auch ätherischen Noten untermalte er den Gang fabelhaft. Der Bordeaux war aus meiner Sicht zu viel, zu mächtig für das Kalb. Spannenderweise gewann der Bordeaux hier mit zwei Stimmen unterschied hauchdünn. Natürlich geht es um den subjektiven Geschmack, dennoch war ich überrascht. Nichts desto halte ich ich den Godenza für einen großartigen, einzigartigen Sangiovese. Unbedingt probieren!
Das Dessert war das perfekte Jürgen Dollase Dessert. Von allen Komponenten einen Teil auf den Löffel und als Gesamtes genießen. Wunderbar. Dazu suchten wir uns jeweils einen Wein aus. Und suchten… tatsächlich den Gleichen aus! Den traubensaftartigen, leichten, fruchtigen und moussierenden Moscato D’Asti “Vigna Senza Nome” von Braida di Giacomo Bologna. Da wir beide das Gleiche ausgesucht hatten, wollten wir natürlich schauen wie die Gäste die beiden gleichen Weine blind bewerten würden. Und tatsächlich waren es weniger als 10% die sagten es sei der gleiche Weine in Glas 1 und 2, oder?! Der eine sei süßer als der andere, der andere erfrischender als der eine. Super interessant! Aber auch hier: unbedingt probieren und hoffen, nicht abhängig zu werden von diesem Trinkfluss-Monstrum!
Das war´s! Zumindest für dieses Jahr. Weiter geht es spätestens im Februar bei meinem lieben Freund Marcel im Goldenen Hirsch:
28.02.2020 – SOMM vs. BLOGGER im Zum Goldenen Hirsch, Hüttenberg
29.02.2020 – SOMM vs. BLOGGER im Zum Goldenen Hirsch, Hüttenberg
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