1990 ist immer spannend. Zum einen weil es fast immer und aus quasi jeder Region ein großes Jahr war, zum anderen weil es mein Geburtsjahr ist. Ein mega Geburtsjahr beim Thema Wein, in der Regel aber leider auch recht kostenintensiv.

Nachdem 1990 Tignanello gut, 1990 Ornellaia sehr gut da stand, wollte und musste ich auch mal 1990 Sassicaia probieren um die großen Supertoskaner – das Einhorn Massetto lasse ich mal aussen vor – allesamt aus “meinem Jahr” verkostet zu haben. Heute bin ich großer Fan der aktuellen Jahrgänge von Sassicaia und Ornellaia.

1990 – Blockbuster Vintage

Das Jahr 1990 war, wie bereits einleitend erwähnt, fast überall eine Bank und strahlt in so vielen Regionen – Pierre Trimbach sagte mir vergangenes Jahr: “1990 Clos Sainte Hune ist der beste Wein, den wir je produziert haben. Es war perfekt.” Und auch in der Toskana, wo sich die Giganten in Bolgheri aneinanderreihen, war 1990 “not too bad”. Frühe Blüte, über das gesamte Jahr viel Sonne und hohe Temperaturen, jedoch selten zu heiß. Dazu gab es Anfang September leichten Regen, auf den wieder Sonne folgte und für die Lese perfekte Bedingungen schaffte. Die Erträge waren niedriger als im Schnitt, bescherten den Winzern jedoch Material von exzeptioneller Qualität.

Den 90er Sassicaia hatte ich vor einem Jahr auf ebay für knapp unter 200 Schleifen ersteigert. Bei Winesearcher Pro werden für den 1990er Jahrgang um die 350€ fällig. Die Flasche war in super shape, Füllstand Into Neck und sah enorm fit aus. Das war auch der Grund, warum ich hier zugegriffen habe. Ein Faktor der bei solchen Weinen natürlich immer reinspielen kann, ist Fälschungen. Klar ist, dass die großen Namen gefälscht werden, wie wir erst kürzlich am Beispiel Tignanello gesehen haben. Auch darum werde ich mir noch eine Flasche 90er Sassicaia zulegen. Weshalb noch?

Sassicaia 1990: Verkostungsnotiz

Der Wein steht in hellem braunrot im Glas. Eine erste Nase macht erstmal gute Laune: kein Fehler, nur Reife – und sogar etwas Frucht.
Dann drehte sich der Gute im Minutentakt: Von schwarzer Kirsche und Pflaume mit feiner Zigarrenkiste wurde es schnell sehr tertiär. Nasser Waldboden, Wildbret, die Frucht rückt komplett in den Hintergrund, fast bis zur Unkenntlichkeit. Wenige Minuten später kam diese zurück.

An diesem Punkt entschieden wir uns für die Karaffe. Und diese Entscheidung tat dem Sassicaia wirklich gut. Im Glas präsentiert sich wieder die dunkle, reife Frucht, etwas Tabak, Leder, Zigarrenkiste und feine eukalyptische Noten. Immer stärker prägte sich Duft von grüner Paprika aus.

So ging es dann irgendwie eine Stunde weiter. Es schien, als wüsste er nicht ob Hü oder Hott, ob Ja oder Nein, ob er eigentlich noch schlafen möchte oder vielleicht schon zu lange geschlafen hat. Nach rund 90 mins war die Frucht dann leider weg – und kam auch nicht zurück in den Wein. Ab hier gab es die volle Ladung tertiärer Aromen.
Dennoch, ultra klassisch, Bordeaux-Nase par excellence.

Während die Nase über weite Stellen zwar recht weit war aber dennoch den klassischen Charme eines Supertoskaners versprühte, war der Gaumen der Knackpunkt dieser Flasche und somit Grund 2 warum noch eine Flasche her muss. Da stimmte irgendwie nichts. Wo die Nase harmonisch daherkam, passte der Gaumen überhaupt nicht dazu. Weder war er besonders jung oder jünger als die Nase es hätte vermuten lassen, noch war er drüber über den Jordan.

Hier stand alles nebeneinander. Hohe Säure, daneben ganz schön sportliches Tannin, daneben dann süße erdige Aromen, Eukalyptus, Leder, grüner Paprika. Die Betonung liegt aber eben auf “daneben” und “nebeneinander”, denn hier fehlt die Harmonie, die Balance. Und das hat mich zutiefst unbefriedigt zurückgelassen. Das Finish ist erdig, ledrig, mit etwas Tomatengrün von medium (+) Länge.

Was also übrig bleibt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles ist, was ein 1990er Sassicaia zu bieten hat. Geht man an einen Wein mit dem Namen und Jahrgang ran, erwartet man Großes. Zurecht. Darum bin ich jetzt schon sehr gespannt was eine andere Flasche 1990 Sassicaia erzählt – das reicht mir so nicht!


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Author

Björn Bittner ist der Gründer von BJR Le Bouquet. Im Magazin beschäftigt er sich mit den Themen Premium-Kulinarik, Luxus und Lifestyle. Bon Vivant!

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