Die Region Ribera del Duero gehört seit jeher zu meinen absoluten Favoriten in der Welt der Weine. Einer meiner absoluten “All-Time-Favorites” wird aus den Trauben der Region am Duero-Fluss vinifiziert. Und auch darüber hinaus war ich auf unterschiedlichen Verkostungen, in privaten Runden und bei Flaschen im Restaurant immer überzeugt von der wirklich hohen Qualität, die die unterschiedlichen Weingüter auf die Flasche bringen. Dabei rede ich nicht nur von gestandenen und namhaften Weingütern wie Vega Sicilia oder Tinto Pesquera, sondern auch von kleineren und vor allem unbekannteren Häusern, die oft nur einen Bruchteil der großen Häuser kosten, nicht selten jedoch für viel Spaß im Glas sorgen.
Bereits im letzten Jahr habe ich zwei Artikel über die Region Ribera del Duero verfasst und dabei zum einen die Region als solche genauer unter die Lupe genommen, zum anderen eine Auswahl an Weinen verkostet.
Die spanische Weinbauregion liegt in der hochgelegenen Region Castilla y Leon, grenzt im Westen an Portugal und zieht sich Richtung Norden fast bis an die Atlantikküste. Die Reben stehen hier auf bis zu 1000 Metern Höhe, was aufgrund der heißen, trockenen Sommer sehr wertvoll ist: Nachts wird es in den Höhenlagen teils ruppig kalt – die Tag-Nacht-Schwankungen sind hier besonders hoch – was der Säurestruktur der Trauben und somit der Struktur und Balance der späteren Weine sehr zu Gute kommt.
Bei diesen warmen Gegebenheiten wundert es kaum, dass der Großteil der 23.000 ha mit roten Rebsorten bestückt ist. Bestimmend ist hierbei nur eine rote Traube, der Tempranillo. In der Region nennt man die spanische rote Leitrebsorte auch Tinto Fino oder Tinta del Pais, die mit 95% aller Trauben klar den Ton angibt.
Best of Blogger – Die Verkostung
Nachdem ich die Region nun also schon länger verfolge und gerade noch einmal grob skizziert habe, musste es zwangsläufig zum Showdown am Glas kommen. Im Rahmen der “Best-of-Blogger”-Kampagne habe ich gemeinsam mit einer Reihe von Weinschreibern 100 Weine aus der Region verkostet und nach der 100 Punkte Skala bewertet.
Die Bewertung und Einstufung von Weinen mithilfe einer Skala kann gerade für den noch nicht ganz so versierten Weinfreund eine wunderbare Unterstützung bei der Auswahl eines Weins sein. Stelle man sich vor, man suche einen Rotwein aus der Ribera del Duero, findet in der nächsten Weinabteilung ganze 15 verschiedene Weine zum gleich Preis – welchen Wein soll man auswählen? Mit der Bepunktung kann man hier eine zwar zunächst oberflächliche, aber dennoch aussagekräftige Hilfe bei der Selektion leisten.
Die 100-Punkte-Skala
Auch wenn die 100 Punkte-Skala wohl fast jedem Weininteressierten ein Begriff ist, sind im Folgenden noch einmal die einzelnen und für die Best-of-Blogger-Verkostung relevanten Punktegruppen mitsamt Erklärung aufgeführt:
92-95 groß, individuell; herausragende Qualität, besitzt Herkunftscharakter und Lagerpotential von sicher 10 Jahren; erlesene Weine von Weltklasse auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung oder auch große, jugendliche Weine, die einEntwicklungspotential für Jahrzehnte haben.
88-91 exzellent Sicher sehr guter Wein mit Charakter, oft auch mit tollem Preis; sollte mindestens 5-8 Jahre halten
84-87 sehr gut Guter Wein, deutlich über dem Durchschnitt, der sich jetzt und in den kommenden 2-5 Jahren gut trinken lassen kann
Die Weine wurden darüber hinaus vom lieben Kollegen Peer F. Holm in die vier Kategorien Rosados (Rosé), Junge Weine (2018-2019), Leicht Gereifte Weine (2016-2017) und Länger Gereifte Weine (2015 und älter) eingeteilt.
Die Weine und ihre Bewertungen
Um die Verkostung ein wenig zu entzerren, wurden die 100 zu verkostenden Weine zwei 5er Gruppen zugeteilt, die entsprechend jeweils 50 Weine zu verkosten hatten. Eine überschaubare Anzahl. Aufgrund der Tatsache dass 47 von den 50 Weinen jedoch Rotweine waren, allemal eine Angelegenheit mit viel Tannin und Kraft. Wer nach seinem “Pflichtprogramm” noch hungrig – und durstig – war, durfte sich die anderen 50 Weine im Anschluss noch zum Gaumen führen.
Bevor ich auf einige meiner Favoriten eingehe, möchte ich erwähnen, dass alle drei Kategorien – die Rosés einmal aussen vor gelassen – ihre volle Berechtigung haben und sich die Weine je nach Situation und Speise wunderbar einsetzen lassen. Schließlich erfordert es nicht immer eine schön gereifte Gran Reserva mit gewisser Tertiäraromatik. Zum Lunch oder zu klassisch spanischen Tapas funktionieren frische, fruchtbetonte Rote sehr gut. Zur geschmorten Lammschulter eine angereifte Reserva. Die Möglichkeiten sind breit gefächert und zeigen die Vielfältigkeit der Roten vom Duero.
Fangen wir direkt mit dem Sieger des Tages und erfreulicherweise auch meinem persönlichen Favoriten der Verkostung an: F de Fuentespina Reserva 2014. Kumuliert bekam die 16 Monate lang in Holz gereifte Reserva ganze 94 Punkte und überzeugte die Verkoster mit Finesse, Eleganz, aber auch der für die Ribera del Duero typischen Intensität und Kraft. Klassisch schwarzfruchtig, dicht mit viel Würze und genau richtig dosiertem Extrakt – nicht zu viel, nicht zu wenig. Alles ist wunderbar beisammen und balanciert.
Natürlich und wie auch zu erwarten sind in der Spitzengruppe – dominiert von Weinen aus der Kategorie “Länger gereifte Weine” – auch die Weine der bekannten Häuser der Region: der Viña Pedrosa als Gran Reserva (93), der Aster Finca El Otero von Áster (92) oder die Viña Mayor Reserva aus dem Hause Palacio 1984 (93). Da sich die 100 Punkte natürlich nicht nur aus dem reinen “Geschmack”, sondern auch aus Faktoren wie Struktur, Komplexität oder Reifepotential zusammensetzen, ist es wenig verwunderlich, dass in dieser Verkostung die aufgeführten Weine auf den vorderen Plätzen landen. Reservas und Gran Reservas mit aufwendigen und langen Vinifikationsprozessen bringen das mit, wonach die 100 Punkte Skala für eine hohe Bewertung verlangt.
Umso erfreulicher ist dabei zu sehen, dass Weine aus der Gruppe “Junge Weine” ebenfalls mit hohen Bewertungen über 90 Punkte glänzen konnten. Grund dafür war eine außerordentliche Komplexität, Tannine und eine gute Struktur mit Potenzial für weitere Jahre auf der Flasche. Beispiele hierfür sind der El Lagar De Isilla Paraje Peñalobos vom Weingut El Lagar (92), der Adaro De Pradorey Crianza vom Weingut Real Sitio De Ventosilla (92) oder der Tinto Figuero 12 Crianza von Viñedos Y Bodegas García Figuero (91).
Auch in der Gruppe der “Leicht gereiften Weine”, die das Bindeglied zwischen “alt” und “jung” sind, gab es eine ganze Reihe spannender Roter. Auf der Qualitätspyramide der Region bewegen wir uns hier auf Crianza-Niveau – die Weine haben also schon eine Zeit im Holz gelegen. Besonders aufgefallen sind mir dabei die Tamaral Crianza (92), die 12 Linajes Crianza von D.O.5. Hispanobodegas (92) und die Torremilanos Crianza von der Bodega Peñalba López (91).
Fazit zum Best of Blogger-Spezial
Abschließend und zusammenfassend freue ich mich – auch nach diesem breit gefächerten Tasting – meine einleitende Aussage unterstreichen zu können: die Weine aus der Ribera del Duero sind eine Bank, wenn es um Qualität und authentische Weine von den hohen Ufern des Duero geht. Besonders erfreulich war der wirklich fast verschwindend geringe Anteil an Weinen, die “zu viel Holz gesehen” haben. Also Weine, die mit zu starkem und intensivem Holzeinsatz in ihrer Aromatik und Struktur außergewöhnlich verändert wurden. Das zeigt, dass das aufzeigen und wiederspiegeln des hiesigen “Terroirs” in den Weinen mittlerweile im Vordergrund steht – und das ist sehr erfreulich zu sehen und zu “schmecken”!
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