Als großer Champagner-Liebhaber und – ja, so würde ich mich auch bezeichnen – Champagner-Freak kommt man bei dieser herrlich schäumenden Thematik an einer Frau und der damit verbundenen Maison nicht vorbei. Madame Jeanne Alexandrine Louise Pommery hatte nicht viel Zeit um sich zu entscheiden was mit der Champagner-Maison des verstorbenen Ehegatten passieren sollte. So übernahm die heute weltweit als Witwe Pommery bekannte Lady das Ganze in eigene Hände und schaffte ein Monument für die Welt des Champagners. Zu dieser Zeit, Mitte des 19. Jahrhunderts, trank man Champagner sehr süß – das heißt er wurde auch ausschließlich süß produziert. Perfekt zum Dessert, nicht wahr?
Die Witwe Pommery, ambitioniert und innovativ, entschied sich auch trockene Champagner auf die Flasche zu bringen. So entstand der erste Brut Champagner, den man nicht mehr nur zum Dessert genießen konnte, sondern auch genüsslich als universellen Speisebegleiter einsetzen konnte. Dass sich der Brut Champagner bis heute durchgesetzt hat und seither mit der Witwe Pommery assoziiert wird, ist klar.
Über die Jahre durchlief die Maison Pommery mit ihrer langen, traditionsreichen und relevanten Historie eine Reihe von Inhabern und gehört seit 1976 Paul-Francois Vranken, in dessen Gruppe Pommery die Speerspitze bildet.
Heute ist die Maison Pommery mit rund 5 Mio produzierten Flaschen der drittgrößte Champagnerproduzent. Von den 34.000ha Rebfläche der Champagne bewirtschaftet die Gruppe selbst 2.000ha und wartet neben dieser Größe mit einem ganz besonderen Schatz auf. Tief unter der Stadt Reims befinden sich kilometerlange Tunnel, die sogenannten Crayeres. Noch aus der Römerzeit herrührend besitzt Pommery 18km dieser labyrinthartigen Gänge, die in die unterirdischen Kreidefelsen gehauen wurden. Dort schlummern bis zu 20 Mio Flaschen unter perfekten Bedingungen – bei stetig gleicher Temperatur und eben nicht vorhandenen Lichteinstrahlung – und warten auf ihr Release. Nur sieben Produzenten können einen Teil der legendären Crayeres ihr Eigen nennen, von denen Pommery den größten Teil besitzt.
Neben der Besichtigung der Maison – oberhalb der Erdoberfläche – ist der Besuch der Crayeres nicht nur für den Champagner-Interessierten ein Muss. Ich finde die Crayeres nach mehrfachen Besuchen immer wieder aufs Neue beeindruckend und schreite ehrfürchtig durch diese alten Korridore, die unter UNESCO Weltkulturerbe stehen und jährlich über eine halbe Million Besucher anziehen. An dieser Stelle: unbedingte Besuchsempfehlung!
Als großes Haus hat Pommery ein entsprechend großes Portfolio vorzuweisen und möchte den Geschmack eines jeden Schaumwein-Trinkers befriedigen. So gibt es bei Pommery – wie oft üblich – nicht nur einen süßen Champagner (hohe Dosage), den klassischen Brut, Jahrgangschampagner und eine Prestige Cuvée. Das in über 100 Länder exportierende Unternehmen hat sich ein besonderes Konzept überlegt und produziert neben den „Klassikern“ Jahreszeiten-Cuvées, die Stimmung und Stililstik dieser aufgreifen sollen. So ist beispielsweise der Summertime Blanc de Blanc Brut ein erfrischender, fruchtbetonter Schaumwein, der sich wunderbar auf der Terrasse genießen lässt. Mit dem rotbeerigen und etwas rauchigen Springtime Rosé Brut wird man aus dem Winterschlaf gerufen und mit voller Kraft in die helle Zeit des Jahres starten.
Selbstverständlich hat man auch heute die Verdienste der Witwe Pommery nicht vergessen und huldigt ihr mit einer ganz persönlichen Hommage, der Prestige Cuvée Louise. Mittlerweile in drei unterschiedlichen Versionen auf die Flasche gebracht – Brut, Rosé und Nature – ist die „Louise“ ein Champagner mit viel Substanz, Ausdruck und wird in jedem produzierten Jahr aus den besten Trauben der drei Grand Crus Äy, Avize und Cramant vinifiziert und zeichnet sich dank ihrer besonders langen Reifung in den Crayeres durch ihre Komplexität und Harmonie aus.
Da fehlt schließlich noch der Jahrgangschampagner, der ausschließlich Trauben des jeweiligen Jahres beinhalten darf und nach der zweiten Gärung in der Flasche für mindestens drei Jahre im Weingut gelagert werden muss.
Als Fan des Jahrgangs 2006, freute ich mich und war gespannt, was Kellermeister Thierry Gasco aus diesem nicht einfachen, ja anspruchsvollen Jahr auf die Flasche gebracht hat. War der Beginn des Sommers, besonders im Juli, von extremer Hitze geprägt, wechselten die Bedingungen und eine nicht enden wollende Periode schlechten Wetters fiel über die Weingärten herein. Zu diesem Zeitpunkt war völlig unklar, wie die Trauben oder gar später die Weine werden würden.
Zur Beruhigung aller, drehte sich das Wetter abermals und brachte schlussendlich doch noch die erhoffte und wie immer angestrebte Top-Qualität der Trauben. Diese waren perfekt in der Reife, voll in der Konzentration und hatten sich nach dem Stress am Stock eine Ruhepause verdient. Und wo kann diese schöner sein als in den bereits erwähnten, alten „Crayeres“, den so beliebten und ehrwürdigen Kreidekellern. Bei perfekten Bedingungen, konstant niedriger Temperatur und wenig Licht reift der zu 50% aus Chardonnay und 50% aus Pinot Noir aus sieben Top-Lagen assemblierte Schaumwein hier in aller Ruhe.
Geöffnet mit einer Selektion köstlicher Petit Four & Macarons, präsentiert sich der Champagner goldgelb mit feiner Perlage im Glas.
Die Nase zeigt sich mit Aromen von Brioche, etwas Mandel und gereiften Zitrusfrüchten, auch etwas Butter findet sich. Dahinter saftig-reife Birne, gelber Apfel und gereifter Pfirsich. Am Gaumen ist der Champagner rund, sehr harmonisch und voller Leben. Eine angenehme, gut integrierte Säure paart sich mit einem runden Körper. Spannend und den Champagner noch etwas komplexer gestaltend, gesellen sich feine Gewürznuancen hinzu. Das Finish ist von guter Länge, konzentriert und wird dominiert von Zitrone.
Der 2006er Grand Cru Royal Vintage ist jetzt wunderbar zu trinken, kann aber auch noch 2,3 oder 4 Jahre im Keller verweilen. Ob als Aperitif, zu den besagten Süßigkeiten, Seafood, Fischgerichten oder eben auch zu Speisen allgemein – das geht immer!
Hier den 2006er Grand Cru Royal probieren!
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