Als Finisher eines tollen Dinners bei Pol Roger gab es diesen 2002 Sir Winston Churchill.
Im Glas herrlich golden leuchtend mit sehr feiner Perlage.
In der Nase zunächst noch recht fruchtbetont, mit Zitrone und Zitronenabrieb, kaum Hefe und Brioche. Nach einigen Minuten an der Luft entwickelt er sich: Birne, gebackener roter Apfel und erste Anzeichen von Hefe, diese jedoch immer noch verhalten.

Nach einer guten halben Stunde entfaltet der Sir dann sein ganzes Können.
Nuss, Butter, Nougat – ja sogar diese gezwirbelten Vanilletoffees – geröstete Mandeln und frisch aus dem Ofen gezogene Brioche gesellen sich zur Tea-Party und schaffen eine weitere Ebene. Sehr schöne Entwicklung.

Am Gaumen dann ein genauso komplexer und tiefer Eindruck wie in der Nase. Ebenfalls Zitrone mit Abrieb, jedoch hier zurückhaltend, gebackener Apfel, sowohl kandierte als auch frische Birne, Brioche, sehr präsente Nuss, genial cremig und eine Mineralität zum anfassen – wie ein Film von Kreide der die Mundhöhle belegt – irre.

Ein wahnsinnig intensiver, kraftvoller und tiefer Champagner aus einem Paradejahr, der nur vor Finesse und Komplexität strotzt. Die Säure ist präsent und wunderbar dosiert.
Insgesamt ein filigraner Kraftprotz, der zum einen noch Zeit verträgt, aber jetzt an einem Punkt ist, wo er richtig Spaß bereitet.
Leider, wie ich feststellen musste, werden die Flaschen auch auf dem jeweiligen Weingut leer und füllen sich nicht wieder. Immerhin verabschiedet er sich in einem so langen, intensiven Finish von Brioche, Birne und Kreide, dass man noch länger etwas von diesem großen Champagner hat.

Author

Björn Bittner ist der Gründer von BJR Le Bouquet. Im Magazin beschäftigt er sich mit den Themen Premium-Kulinarik, Luxus und Lifestyle. Bon Vivant!

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