Rom ist eine der Metropolen dieser Welt und erfreut sich weltweiter Bekannt- und Beliebtheit. Die Region in und um Rom – das Latium – ist da schon weitaus weniger in aller Munde, von den Weinen mal ganz zu schweigen. Eine deutsche Familie möchte dies ändern und ist mit dem Weingut Ômina Romana auf einem sehr guten Weg.

2007 entschied sich Anton F. Börner für den Erwerb von knapp 80 ha Land im eher stillen Süden der Weltmetropole. Der umtriebige und engagierte Unternehmer Börner ist seit jeher ein kompetitiver Mensch und sucht neue Herausforderungen. So wohl auch diese, den Weinbau im Latium wieder auf internationales Niveau zu bringen. Mit entsprechender ökonomischer Erfahrung überlässt man natürlich nur wenig dem Zufall, insbesondere, wenn man ein Projekt wie ein Weingut mitsamt großen Ländereien von null aufbauen möchte. Deshalb ließ er noch vor der Planung den Grundstein der Unternehmung wissenschaftlich untersuchen und begutachten: den Boden, das Terroir. Vielversprechende Ergebnisse zur Fruchtbarkeit und sonstigen Beschaffenheit der natürlichen Umstände gaben grünes Licht, und so ist Ômina Romana heute nach 15 Jahren das Aushängeschild des latinischen Weinbaus.

Rund 50 Autominuten braucht es in die ländlich gelegene Gemeinde Velletri, in der das Weingut vor rund 15 Jahren erbaut wurde. Direkt angeschlossen und somit mit wirklich kurzen Wegen – was besonders bei der Lese von Vorteil ist – liegen die Weinberge von Ômina Romana. 

Seinen Ursprung hat der Weinbau in der Region Latium vor 2500 Jahren. Verantwortlich für die Kultivierung der Reben waren die Etrusker, die noch vor den Römern vielerorts den Grundstein für Weinbau in Europa setzten. Zu dieser längst vergangenen Zeit zählte das Latium und die hiesigen Weinberge, die von den Latinern bewirtschaftet wurden, zu den renommierten Weinbergen des römischen Reichs. Nehmen wir die Region Latium um die später gegründete Stadt Rom und die umtriebigen Römer, wurden Erzählungen nach von dort aus die Rebstöcke nach ganz Europa getragen und kultiviert. 

Der Boden. Das Klima.

Das Weingut liegt, wäre da nicht einer von vielen Hügeln, in Sichtweite des Tyrrhenischen Meers und wird natürlich klimatisch von dieser großen Wassermasse beeinflusst. Das Klima in Velletri ist mediterran, das 25 km entfernte Tyrrhenische Meer wirkt sich mäßigend auf die Weinberge aus und weht mit erfrischenden Brisen über die Ländereien.

Ebenfalls nicht allzu weit entfernt, befinden sich die 3000m hohen Abruzzen, die starken Regen und Unwetter frühzeitig abfangen. So kommt es, dass es am Tag meines Besuchs Anfang Oktober erst das dritte Mal dieses Jahr regnet. Das wiederum ist der Grund für die installierten Bewässerungssysteme in den Weinbergen, die gezielt eingesetzt werden, um die Rebstöcke moderat mit Wasser zu versorgen und gleichzeitig unter milden Wasserstress zu setzen. Die Temperaturen liegen während der Vegetationsperiode durchschnittlich zwischen 16°C und 31°C mit maximalen Temperaturen von bis zu 35°C im Hochsommer. Spannend und besonders relevant für die Trauben ist die hohe Tag-Nacht-Varianz von 16-18°C, die zuträglich für die Säure und Aromatik im späteren Wein ist.

Läuft man durch die auf rund 200 m gelegenen Weinberge, findet man uralte Böden vulkanischen Ursprungs, die ihren Beitrag zu den Weinen in Form feiner Mineralität leisten.

Die Rebsorten auf Ômina Romana

Der Rebsortenspiegel von Ômina Romana wird von internationalen Rebsorten dominiert, ohne dabei die Wurzeln der Region und ihre autochthonen Trauben zu vergessen. So entfallen zunächst 60% der 70 ha Rebfläche auf rote Trauben, entsprechend 40% auf Weiße. 

Die roten Rebsorten des Hauses sind Merlot, mit den größten Anteilen, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und die lokale Traube Cesanese, die sich aromatisch je nach Jahrgang zwischen Spätburgunder und Lagrein einordnet. Darüber hinaus werden in kleinen Flächen Petit Verdot, Sangiovese, XXX angebaut.

Bei den Weißen ist das Bild ähnlich: in den Weinbergen stehen die internationalen Rebsorten Chardonnay und Viognier neben Petit Manseng und Incrocio Manzoni. 

Die Weine des Hauses

Aus den 70 ha Rebfläche holt das Team von Ômina Romana jedes Jahr Trauben für 250.000 Flaschen aus den Weinbergen. Begründer Börner war ein großer Fan der Mythologie, was die außergewöhnlichen und kunstvollen Namen auf den Etiketten der Weine erklärt. So heißen die Weine beispielsweise Hermes Diactorous, der griechische Schutzpatron der Reisenden, oder Diana Nemorensis, die die römische Göttin der Jagd verkörpert. Die Flagship-Linie gar Ars Magna, was übersetzt soviel bedeutet wie “Große Kunst”.

Wie schon ein Blick auf die Rebsorten erahnen lässt, werden auf Ômina Romana Weine von internationalem Stil mit latinischem Fingerabdruck auf die Flasche gebracht. 

Die Weißen von Omina Romana

Hermes Diacotoros II
Chardonnay
Viognier
Chardonnay Linea Ars Magna
Viognier Linea Ars Magna

Die Weißen zeigen eine schöne Bandbreite vom sehr trinkfreudigen Tischwein bis hin zum komplexen Weißen mit Lagerpotenzial. 
Meine Favoriten, und das auch schon vor meinem Besuch auf dem Weingut, sind der Hermes Diactoros II und der Viognier Ars Magna. 

Der Hermes Diactoros verkörpert als Cuvée aus 62% Viognier, 13% Incrocio Manzoni, 13% Petit Manseng und 12% Chardonnay das, was ich mit trinkfreudigem Tischwein meine. Aromen von saftiger Steinfrucht, Orange, tropischer Frucht und floraler Noten, gepaart mit einem schönen Säurespiel am Gaumen füllen die Flasche recht schnell mit Luft.

Der Viognier Ars Magna hingegen, lässt bereits nach einer Nase erkennen, warum er zur Flagship-Linie des Hauses zählt. Viel Saft, kraftvoll und auch die Sonne des Latiums findet sich hier im Glas wieder. Der reinsortige Viognier braucht viel Luft und im besten Fall auch vorher ein paar Jahre Reife auf der Flasche. Reife Steinfrucht, Marzipan, reife Ananas, Patisserie, ein Hauch Floralität und Rauch und Vanille vom 12 monatigen Ausbau in französischer Eiche. Besonder beeindruckend ist das salzige Finish, das lange nachhallt und zu einem weiteren Schluck animiert.

Die Roten von Omina Romana

Hermes Diactoros I
Diana Nemorensis I
Cabernet Sauvignon
Merlot
Cesanese
Janus Geminus I
Cabernet Sauvignon Linea Ars Magna
MerlotLinea Ars Magna
Cabernet FrancLinea Ars Magna
Ceres Anesidora I

Ähnlich breit gefächert wie die Weißen sind auch die Roten des Hauses. Los geht es mit den beiden Einstiegscuvées Hermes Diactoros I und Diana Nemorensis I, die ähnlich dem Bianco unkomplizierte, aber anspruchsvolle Starter und schon früh zugänglich sind. Als Solisten oder Speisenbegleiter sind diese beiden sehr zu empfehlen.

Die zwei anderen Favoriten aus der Range der Roten sind der reinsortig ausgebaute Cabernet Franc Ars Magna und der Ceres Anesidora I, der gleichzeitig auch der Spitzenwein des Weinguts ist und das mit einem Preis von über 110€ untermalt. 

Wie auch der Viognier freut sich der Cabernet Franc Ars Magna über Zeit und Luft und entfaltet dann die charakteristischen Noten von roter Pflaume, Himbeere, etwas Erdbeere, grüner Paprika, etwas Tomatengrün, Minze, Würze, Kraut, nassen Steinen, Zigarrenkiste und Rauch vom 24 monatigen Ausbau im Barrique. Am Gaumen kraftvoll, ohne überbordend zu sein, saftig und mit angenehmer Säureader. Das Finish ist würzig, kräutrig mit Minze, viel Saft und bleibt lange am Gaumen haften.

Der Ceres Anesidora I ist eine Cuvée aus 50% Cabernet Sauvignon und 50% Cabernet Franc und vermählt die wunderbaren Eigenschaften dieser beiden internationalen Rebsorten mit dem Terroir des Latium. Er strahlt fast schwarz im Glas. Dunkle Frucht von Brombeere, schwarzer Kirsche und schwarzer Johannisbeere, eine feine aber präsente Würze und Pfeffrigkeit, eukalyptische Noten, etwas Unterholz  und feine Vanille präsentieren sich in der Nase. Am Gaumen eine sehr gute Struktur, reifes Tannin und eine markante Säure. Mit einer guten Stunde in der Karaffe ist der Ceres Anesidora sehr zugänglich und der perfekte Speisenbegleiter zum Tomahawk mit Grillgemüse. Das Aromenbild aus der Nase setzt sich am Gaumen fort. Das Finish ist eukalyptisch und würzig und hält lange an.

Omina Romana Weine Merlot Cabernet Sauvignon Franc Cesanese

Fazit

Weine aus dem Latium gehörten bis dato nicht unbedingt zu den Weinen, die ich häufig im Glas habe. Seit ichÔmina Romana kenne, hat sich dies glücklicherweise geändert. Ich freue mich über das Engagement und den Willen der Familie Börner diese geschichtsreiche Region im Süden von Rom vinophil neu aufleben zu lassen. Über Jahrtausende wurden hier Weine vinifiziert und von hier aus Rebstöcke nach ganz Europa getragen. Nach einer langen Durststrecke ist das Latium nun wieder auf der Weinkarte zu finden. Die Weine vonÔmina Romana sind zum einen trinkfreudige, zum anderen lagerfähige und komplexe Weine, die ihre Herkunft mitsamt ihrer animierenden Mineralität nicht verleugnen können – und auch nicht wollen. Ich freue mich, einige Flasche der Ars Magna Linie im Keller zu haben und diese noch ein paar Jahre schlummern zu lassen.

Author

Björn Bittner ist der Gründer von BJR Le Bouquet. Im Magazin beschäftigt er sich mit den Themen Premium-Kulinarik, Luxus und Lifestyle. Bon Vivant!

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