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#MYCHAMPAGNE – Meet the Influencers Day 1

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#MYCHAMPAGNE – Ich bin nicht der allergrößte Fan davon, Wörter mit einer vorstehenden Raute zu versehen. Warum? Weil ich noch nie Trends hinterhergerannt bin und diesen auch eher aus praktischen Gründen mitmache. Für mein Auge ist es einfach nicht schön, nicht ästhetisch. Egal. 

In diesem Fall ist viel wichtiger, was hinter diesem Hashtag steckt. #MYCHAMPAGNE. Das ist keine Werbekampagne für meinen eigenen Champagner in Zusammenarbeit mit Maison XYZ. Und auch keine Werbekampagne für den nächsten neuen Onlineshop, der sich auf Champagne spezialisiert hat.

Vielmehr ist es für mich etwas, das mich an eine außergewöhnliche Woche im Oktober 2018 erinnert. Eine Woche, die auf so vielen Ebenen besonders und einzigartig war, dass ich tatsächlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge darauf zurückblicke.

Entstanden ist die Idee für #MYCHAMPAGNE in Epernay, in der „Maison de la Champagne“. Nein, hier wird kein Champagner hergestellt. Vielmehr laufen hier alle Drähte zusammen. In der Hausnummer 5, der Rue Henri Martin, sitzt das Comité Champagne, formell korrekt das Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne. 1941 gegründet, hat sich der Wirtschaftsverbund der Champagne all dem verschrieben, was die von uns allen so geliebten Schaumweine der Region um Reims, Epernay und Ay nach vorne bringt. Ökonomisch, Ökologisch und auch technisch. Wichtig: Vertreten werden hier nicht nur die Interessen der großen Häuser oder der Winzer im Einzelnen, sondern die Interessen aller als eine geschlossene Einheit.

Aufgaben: Qualität und Authentizität

Themen, die das Comité tagtäglich beschäftigen, sind der weltweite Markt, in dem wir Deutschen übrigens eine wichtige Rolle als Importeure spielen, Umwelt und Technik, die ständige Verbesserung der Produktqualitäten, das Marketing und der Schutz der „Marke“ Champagner. So gab es während unserer Willkommensrede vom Präsident des Comité XXX sehr interessante Einblicke zum Thema Markenschutz. Wie viele wissen, darf nur Champagne draufstehen, wo auch Champagner drin ist. Das ist eigentlich kein großes Hexenwerk, so branded jede Marke ihre Produkte mit ihren Logos. Und in Sachen Champagner, darf nur Champagner draufstehen, wenn der Schaumwein auch tatsächlich aus der Champagner-Region Frankreichs stammt. Zwar gibt es weltweit eine Reihe hochwertiger Applikationen für Schaumwein, ist der Champagner dennoch bei weitem der bekannteste und am besten zu vermarktende Markenbegriff für Schaumwein. Das ist der Grund, warum Hersteller von Schaumweinen aus Amerika oder UK ihren Wein als Champagner betiteln oder branchenfremde Produkte wie Shampoo, Pralinen oder Parfüms mit dem Begriff Champagner produziert, beworben und vermarktet werden. Champagner zieht, das ist klar. Jedoch stellt diese Entfremdung und unberechtigte Nutzung die Mitarbeiter des Comité täglich auf die Probe und verlangt ihnen enormen Aufwand ab.

#MYCHAMPAGNE

Werden nicht gerade Unternehmen für das unbefugte Nutzen des Begriffs Champagner “abgewatscht“, beschäftigt man sich intensiv mit Marketing. Dieses Jahr wurde das Terrain der klassischen Marketingtools verlassen und man hat einen großen Schritt in den Bereich Social Media gemacht – die #MYCHAMPAGNE-Influencer-Kampagne. Federführend dafür sind Stephanie Martel und Philippe Wibrotte die dabei volle Rückendeckung vom gesamten Comité, aber auch den Winzern und Häusern bekommen, was ich sehr spannend und wichtig finde.

Der Plan: Für die #MYCHAMPAGNE-Woche wurden 12 „Influencer“ oder besser Meinungsbildner aus der ganzen Welt ausgesucht. Fokus bei der Auswahl lag zum einen auf der Aussagekraft und Relevanz der Person, zum anderen versuchte man, die für den Champagner wichtigen Märkte abzubilden. Darüber hinaus war dem Comité eine recht weit gefächerte Zielgruppe wichtig, denn: Champagner ist nicht nur ein Wein-Thema. Nicht nur ein Lifestyle-Thema. Und auch nicht nur ein Luxus-Thema. So waren Influencer mit dem Schwerpunkt Lifestyle & Fashion, Food, Travel, Luxury, Wein, Fotografie und sogar klassische Journalisten mit an Bord. Sehr smart, wie ich finde.

So ergab sich eine Truppe aus 12 Menschen, verstreut über den ganzen Globus: Laura Jung, USA – @cityfoodie, Leyla Kazim, England – @thecutlerychronicles, Diala Canealo, Kanada – @dialaskitchen, Luciano Pignataro, Italien – @luciano_pignataro, Maya Samuelsson, Schweden – @maya_samuelsson, Lisa Teh, Australien – @lisacouturing, Ryuji Sekihiro, Japan – @pepe39, You Jin, Südkorea – @lady_uzine, Bo Hu, China – @traveling_cocohu, Claudio Poblete, Mexiko – @cmexicana, Charlene Liu, Taiwan – @coindevanity und meine Wenigkeit Björn Bittner, Deutschland – @bjrlebouquet.

Von Mönchen und Vermächtnissen

Der Plan für die Woche war gut bestückt und akribisch durchdacht. Glücklicherweise gab es auch gewisse Zeiten – Breaks – damit der Influencer in der Lage war, den entstandenen Content in die Welt zu senden.

Direkt der erste Tag wartete mit zwei Maisons auf die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, was in beiden Fällen übrigens sehr schade ist. Am Vormittag ging es zu keinem geringeren als Dom Perignon. Einer Maison die heute nicht nur wegen ihrer Größe und ihrem großartigen Champagner, sondern auch aufgrund ihrer einzigarten Historie so bekannt ist. Ab 1668 war der Benediktinermönch Pierre Perignon der zuständige Cellarer für die Abtei in Hautvillers und er war maßgeblich an der Entwicklung der Méthode Champenoise, der traditionellen Flaschengärung zur Herstellung von Schaumweinen, beteiligt.

Dom Perignon gehört heute übrigens zum LVMH-Konzern. Sicher ist das der Grund für die tatsächlich schlichten, aber auffallenden Outfits der Damen auf dem abgesperrten Anwesen, die hier und da ihre kleinen, im Canvas gebrandeten Umhängetaschen aufblitzen ließen. Marketing wird bei LVMH groß geschrieben.

Aber davon mehr an anderer Stelle, denn Dom Perignon und Moët Chandon sind alleine in der Lage, Seiten zu füllen. Es sei nur noch kurz gesagt: das uns vorab präsentierte, exzeptionelle 2008er Vintage erscheint im Januar. Wer Champagner liebt, sollte die ein oder andere Flasche in den Keller legen. Riesig.

Wenn man in Epernay ist, ist die „Au 36“, eine Weinhandlung, die Snacks und spannende Flight-Tastings anbietet der perfekte Ort für eine kleine Stärkung am Mittag. Von 100% Meunier, bis Pastete und Macaron, ist alles jederzeit zu empfehlen. Und das Ganze befindet sich sogar noch auf der Rue Dom Perignon!

Le Crayeres von v. Chr.

Ab ging es zu Charles Heidsieck. Besichtigung und Dinner. Der Brut Reserve ist für mich und einige Freunde der kleine Bruder vom Krug Grande Cuvee. Das und die Klarstellung, dass dies eine große Adelung sei, während des Tastings zu erwähnen war mir tatsächlich wichtig und wurde mit einem „Yes, I agree. Just last week we had a wine journalist here for the tasting – and he always tells me that.“

Hier kommen 40% Reserveweine in den Brut Reserve. Feines gold-gelb im Glas, mineralisch, eine besondere Komplexität und das Zusammenspiel aus Frische und reifen Noten machen diesen Schaumwein für mich zum All-Time Classic.

Das Haus Charles Heidsieck ist auch durch die Tunnel, die 30m unter der Erdoberfläche liegen und deren Bau auf die Zeit von vor Christi zurückreicht etwas besonderes. Nur fünf Champagnerhäuser sind im Besitz dieser Crayeres. Neben Charles Heidsieck zählen Taittinger, Pommery, Ruinart, Veuve Cliquot und G.H. Martel dazu. Vor allem sind die alten Kreidehöhlen tief unter Reims, die übrigens seit 2015 zum UNESCO Weltkulturerbe gehören, keine Touristenattraktion – einige der Maisons empfangen keine Besucher in den Crayeres – sondern dienen tatsächlich der Produktion und Fertigstellung der Weine. Wenig bis kein Licht und über die Jahrhunderte konstante und von der “Draußenwelt“ unabhängige Temperaturen erlauben den Weinen hier die “letzte Ruhe“, bevor Sie in den Keller oder das Glas der Genießer gelangen.

Perfekte Bedingungen also, um besondere Tropfen zu vinifizieren. Lucky us, denn wir durften eine Reihe von eben diesen – bis zum 2004er Blanc de Millenaires – mit einem wirklich großartigen Dinner genießen. Das Carpaccio von der Jakobsmuschel mit Austernsorbet liegt mir noch immer auf der Zunge. Ein wundervoller Abend mit sehr liebenswerten Gastgebern!

Verrückterweise war dies nur ein Tag, der gemeinsam mit dieser bunt zusammengewürfelten Truppe einen heiden Spaß bereitet hat und jede Menge Vorfreude auf die kommenden Tage machte.

Wo es noch hinging – stay tuned!

Björn Bittner ist der Gründer von BJR Le Bouquet. Im Magazin beschäftigt er sich mit den Themen Premium-Kulinarik, Luxus und Lifestyle. Bon Vivant!

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