A Bottle with Olivier Krug – Jetzt in den Podcast hören und Spannendes über die Maison lernen!

“When the postman rings”, mit einer großen Krug-Bag und einer Holzkiste vor der Türe steht, wird der eher triste und graue Office-Montag zum Highlight. Und wenn dann noch der neue Krug 2008 und die neue 169. Édition der Grande Cuvée neben einer 159. und 164. Edition in der OHK schlummern, schlägt das Herz eines jeden Wein- und vor allem Champagnerliebhabers im Takt von Vivaldis “Vier Jahreszeiten”. 

Natürlich werden solche exklusiven und raren Kisten nicht nach Lust und Laune per Kurier durch die Gegend geschickt. Dahinter stecken das legendäre “Krug Encounters – Behind the Scenes” Event. In normalen, nicht von einer weltweiten Pandemie beeinflussten Jahren findet diese intime/kleine, feine Veranstaltunge selbstverständlich Live und Face2Face in der Champagne statt. Dabei geht es vor allem darum den Geist und selbstverständlich die Champagner der Maison Krug zu erleben und vielleicht sogar zu verstehen. Verstehen? Ja. Denn Krug “macht” und trinkt man nicht einfach so. Eine jede Flasche Krug, und ich hatte das Glück schon einige in mir aufzunehmen, ist ein Kunstwerk und man könnte sagen genauso aufwendig komponiert wie ein Musikstück.

Geht es um Krug, geht es um das Außergewöhnliche. Keine Maison, kein Winzer betreibt solch einen Aufwand um einen Champagner auf die Flasche zu bringen. Natürlich fließen Reserveweine aus verschiedenen Jahrgängen in die Assemblage. Ja, die Champagner werden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt, und dennoch liegen oft Welten dazwischen. Das ist überhaupt nicht abwertend gegenüber anderen Maisons und Winzern gemeint. Wenn ich anfange über Champagner zu sprechen, schwelge ich in unzähligen Momenten und Begegnungen, ob mit Produzenten, Liebhabern und den Tropfen selbst. Und immer mal wieder kommt man auf Krug zu sprechen, woraufhin man sich ohne wirklich darüber zu sprechen einig ist, dass die Maison Krug einfach anders ist. 

Wie auch im echten Leben, dreht es sich bei Krug oft um die Musik. Sie verleiht den feinen Champagnern der Maison das gewisse Extra. So erhält man bei Eingabe der auf der Rückseite einer jeder Flasche stehenden Krug-ID auf der Website oder in der Krug-App zum einen einen Steckbrief zu eben dieser Flasche mit der Zusammenstellung der Grande Cuvée, zum anderen den Musiktitel, der sich für den Genuss dieser Flasche und “Komposition” in der Flasche eignet. Und genau da knüpfen auch die ursprünglichen Krug x Music experiences an, die bisher in Paris, London, Mailand, Los Angeles, Tokio und Hamburg stattgefunden haben und die Symbiose aus edlem Krug Champagner und passender Musik aufgreifen und zelebrieren. Diese exklusiven Abende finden normalerweise in kleinem Kreis statt, werden von einem ebenfalls zu den Champagnern passendem Menü und eben ausgesuchter Musik begleitet. 

Da Covid-19 auch vor weltklasse Champagner nicht halt macht, gab es in diesem Jahr erstmalig  das “Krug Encounters – Behind the Scenes” Event und das Ganze eben online. Da fehlt natürlich die Nähe, das direkte, ungefilterte Feedback das alleine von der Körpersprache des Tischnachbarn ausgeht und das “beisammen sitzen”, was dem Erlebnis jedoch keinerlei Abbruch getan hat. 

Man könnte es so zusammenfassen: man hat hier ähnlichen Aufwand betrieben wie bei der Kreation einer Krug Grande Cuvée – im übertragenen Sinne. Denn dieses Online-Event war wirklich exzellent organisiert und schließlich umgesetzt. Das beginnt bei dem eingangs erwähnten “Survival-Kit” und endet mit einer aufwändig konstruierten Story und Umsetzung. So beschränkte man sich nicht einfach nur auf die Präsentation der vier gelieferten Champagner und verkostet diese, wie man es üblicherweise 2021 macht. 

Da war zum einen Olivier Krug, der als Direktor der Maison den Rahmen absteckt, mit durch die Veranstaltung führt und die musikalische Komponente beisteuert. Dann ist da Julie Cavil, Kellermeisterin des Champagnerhauses Krug, die sich mit weiterem Staff der Maison dynamisch und interaktiv durch die Cuvées, Grundweine, das Winemaking und die Jahrgänge führt, was bei Krug ja schonmal etwas ausufernd werden kann. 

Und last but never least sind da die unterschiedlichen Akteure, die man sonst in der Regel nicht zu Gesicht bekommt, die Grower. Also die Weinbauern, die ihre Reben in den Tälern und in den Weinbergen der Region für die Maison Krug hegen und pflegen und schließlich an die Maison liefern. Dieser Teil des Krug Encounters Behind the Scenes e-Events hat mir besonders gefallen, weil er eben “Behind the scenes” ist. Zwar können nicht alle Grower vorgestellt werden die ihre Trauben an die Maison liefern, jedoch exemplarisch und stellvertretend für alle Grower werden die drei Rebsorten Chardonnay, Pinot Noir und Meunier in drei Betrieben vorgestellt. Fokus dabei liegt auf dem 2020er Harvest, der zunächst von Julie Cavil und dann von den Growern en Detail vorgestellt wird. 

Ein Blick in die Zukunft – Krug Grande Cuvée 176éme Édition

Der 2020er Harvest: Nach 2018 und 2019 wird eine weitere exceptionnelle Lese eingefahren. Auch wenn der Beginn des Jahres, insbesondere der Februar, außergewöhnlich von Regen geprägt war, konnte ein sehr warmer, trockener März diesen Fehlstart bereinigen. Der Temperaturschnitt in 2020 war der höchste gemessene und der Juli der trockenste Monat seit Beginn der Aufzeichnung. Dies erlaubte den Trauben im Laufe der Vegetationsperioden eine volle, perfekte Reife, ohne dabei zu viel an Säure einzubüßen. Volle Reife, entsprechend fulminante Aromen, gute Balance und eine klare Frucht repräsentieren diesen großen Jahrgang.

Krug Julie Cavil 176 176eme Edition Grande Cuvee Champagner

Zwar wird es gerade im Hause Krug nach dem 2020er Harvest noch einige Jahre dauern bis die von den 2020er Trauben dominierte Grande Cuvée die Maison verlässt, bekommen wir schon einige Fakten zur 176. Edition: Es wird eine Cuvée aus insgesamt 168 Weinen aus 12 Jahrgängen sein. Diese reichen von 2007 bis zum großen Jahr 2020. 45% der Weine entfallen auf Pinot Noir, 36% auf Chardonnay und 19% auf Meunier. Wir dürfen gespannt sein und uns freuen und wer kann, sollte sich die Editionen 174., 175. und 176. nach dem entsprechenden Release in den Keller legen!

Krug Grande Cuvée 169éme Édition

43% Pinot Noir, 35% Chardonnay and 22% Meunier

Die neueste Grande Cuvée setzt sich aus 146 Weinen aus 11 verschiedenen Jahren zusammen. Die Spanne dieser 11 Jahrgänge reicht von 2000 bis zum Jahrgang 2013. Rechnet man nun sieben Jahre Reifung im Keller der Maison hinzu, erhalten wir das 2021er Release des wichtigsten Champagner des Hauses Krug. 

Wie immer ist der jüngste Jahrgang, in diesem Fall 2013, der Jahrgang und Wein um den die Cuvée kreiert wurde. Ein insofern herausfordender Jahrgang, als dass der Beginn des Jahres bis in den Frühsommer sehr kühl und verregnet war. Der warme und trockene Sommer verschaffte den Trauben dennoch die Möglichkeit voll auszureifen und eine entsprechend volle Aromatik zu entwickeln.

Eine wunderbare Symbiose aus Kraft und Eleganz. Dabei schon offen und zugänglich. Weiße Blüten, saftige Zitrusfrucht, Orangenzeste und feine Würze. Am Gaumen mit Brioche, Honig, Nougat und geröstete Mandeln. Viel Druck, spielende Säureader, enormer “Glou-Glou” und 5-10 Jahre Potential.

Krug Grande Cuvée 159éme Édition

51% Pinot Noir, 30% Chardonnay, 19% Meunier

Eine wunderbare Idee war die Flasche einer 159. Edition der Grande Cuvée in der OHK. Selbstverständlich ist es schon spannend die neue, 169. und noch nicht gelaunchte Grande Cuvée zu verkosten. Hat man jedoch die Möglichkeit diese mit der genau 10 Jahre vorher releasten und kreieren 159. Edition nebeneinander zu verkosten, geht das Liebhaber-Herz auf. 10 Jahre vorher bedeutet eine um den ultra-heißen 2003er Jahrgang komponierte Grand Cuvée, die neben diesem noch neun weitere Jahrgänge zwischen 1988 und 2003 in sich trägt. Wie bereits erwähnt war 2003 so heiß, dass es zur bis dato frühesten Lese in der Geschichte der Champagne kam. 

Dezente, angemessene Reife und “still shining”. Haselnuss, Akazienhonig und warmes Brioche. Dazu reife exotische Frucht und Orangenzeste. Viel Kraft und Wärme, die Säure balanciert die Cuvée sehr schön aus. Langes, würzig-kraftvolles Finish für 2,3 weitere strahlende Jahre.

Krug 2008

53% Pinot Noir, 25% Meunier, 22% Chardonnay

Jahrgangschampagner werden nur in besonderen, klimatisch außergewöhnlichen Jahren vinifiziert. Das können “perfekte” Jahre wie 1996 oder 2002, oder außergewöhnlich schwierige Jahre wie das heiße 2003 sein. In jedem Fall kommen die Trauben aus einem einzigen Jahr und werden nicht wie in der Grande Cuvée aus unterschiedlichen Jahrgängen cuvéetiert – Millesimes eben. Und wenn ein Olivier Krug die Trauben der 2008er Lese als “die gesündesten Trauben, die er je gesehen hat” bezeichnet, ist das eine Ansage mit Gehalt und ein Vorbote für große Champagnerfreude. Hier und da wird Wert auf warme, reife Jahre gelegt. in der Champagne freut man sich über die “kühlen Jahre”, denn in diesen haben die Schaumweine eine besondere Spannung, sind besonders geladen. Wo in der auf 2008 aufgebauten Grande Cuvée der Chardonnay mit 35% der Cuvée seine Frucht beisteuert, sind im Vintage 2008 der Meunier und Chardonnay mehr oder weniger gleichauf. Auch hier ist der Chardonnay für die fruchtigen Aromen von Orange, Ananas und Blüten verantwortlich, der Meunier bringt die Frische von Zitrone und die Spannung mit. Werden diese Attribute mit denen des Pinot Noir, also roter Frucht, Kraft und Körper vermählt, haben wir mit dem 2008 Vintage einen Champagner, der von der Maison “Classic Beauty” genannt wird. Das sagt alles, nicht wahr?

Nach 12 Jahren im Keller nun im Glas. Toasty, mit viel Brioche in der Nase direkt nach dem Öffnen. Dann öffnet sie sich und verströmt Aromen von Zitrone, Orangenzeste, reifer exotischer Frucht, Quitte, ätherischen Nuancen, weiße Blüten und Akazienhonig. Biskuitteig, warme Apfeltarte. Unterlegt von einem subtilen Kreideton. Der Gaumen ist jugendlich, unglaublich harmonisch und austangiert, präzise und sauber. Zitrisch und exotisch, Frische und Intensität tänzeln umeinander. Hinten raus sehr lang, präzise und animierend.

Krug Grande Cuvée 164éme Édition

48% Pinot Noir, 35% Chardonnay, 17% Meunier

Die 164. Edition der Grande Cuvée ist nicht nur die Grande Cuvée, die ich bisher am häufigsten trinken durfte, sondern auch eine besonders beliebte Edition. Der Grund ist klar: sie setzt sich aus 127 Grundweinen zusammen, die aus den Jahren 1990 bis 2008 kommen und um den herausragenden 2008er Jahrgang als Basis komponiert wurde. Wie bereits erwähnt, ist diese Grande Cuvée ein Vorbote des 2008er Vintage und Zeuge des kühlen Jahrgangs. Wer noch einige Flaschen im Keller liegen hat, darf sich freuen.

Eine Nase die dich schmunzeln lässt. Alles ist am richtigen Platz. Finesse und Eleganz, aber eben auch die für 2008 bekannte Kraft und Intensität. Durch den Großteil an Weinen aus 2008 war die vor 10 Jahren geschaffene 164éme Grande Cuvée eine Art Blick in die Zukunft, die jeden Sammler und Liebhaber diese besondere, aber auch besonders lange Vorfreude bereitet hat. Doch ist diese nicht die Schönste?

Abschließend bleibt nicht mehr viel zu sagen. Außer, dass ich diese Krug Experience wahnsinnig gerne einmal Live, in Farbe und mit Menschen in einer internationalen Metropole genießen würde. Sicher ein Wunsch, den wir alle gerade gemeinsam teilen. Santé!

Author

Björn Bittner ist der Gründer von BJR Le Bouquet. Im Magazin beschäftigt er sich mit den Themen Premium-Kulinarik, Luxus und Lifestyle. Bon Vivant!

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