Rangen Grand Cru im Profil
War der Goldert schon ein spannendes Fleckchen Weinberg, ging es anschließend in den – man vergebe es mir – für mich noch viel beeindruckenderen Weinberg, den Rangen. Bereits am Vorabend unterhielt ich mich, bei einem äußerst unkonventionellen 2007er Riesling aus den eigenen Parzellen des Rangen, mit Herrn Schoffit, der mir bereits im Vorfeld einen eindrucksvollen Nachmittag in und um den Rangen versprach. Und er sollte nicht zu viel versprochen haben.
Wir Deutschen sind bekanntermaßen verwöhnt von Steillagen und unsere Winzer bringen dort phänomenale Weine hervor. Der nach Süden ausgerichtete und als südlichste Lage des Elsass lokalisierte Rangen, braucht sich vor den Nachbarn jedoch keineswegs zu verstecken.
Die Historie des Bergs geht weit zurück, so wird er bereits im 13. Jahrhundert von den hier lebenden Mönchen als „heißester und gewalttätigster im ganzen Land“ betitelt. Er erhebt sich bis zu 450m über den Fluss Thur und wird mit seinem deutschen Namen „Kleiner Hang“ den 90° Neigung nur bedingt gerecht.
Eine ewige Historie und steile Hänge
90°, der Anbau auf Terrassen und die gesamte Beschaffenheit des Bergs verlangen dem Winzer hier besonders harte und akribische Arbeit ab. Sie wird jedoch vom besonderen Terroir der Lage in den Weinen belohnt. Mit seiner direkten Nähe zu den Vogesen profitiert er von Vulkangestein als wichtigem Bestandteil des Untergrunds. Dieses Gestein lässt die Wurzeln der Reben zum einen sehr tief in den Boden eindringen und speichert zum anderen die Wärme des Tages, um sie dann an die Reben abzugeben.
Die Trauben für die Weine aus dem Rangen erreichen erst spät ihre volle Reife. Verantwortlich dafür sind die außerhalb der Sommermonate recht kühlen Temperaturen und der häufige Regen. Ihre Reife und die Kraft, für die die Weine des Rangen so bekannt sind, geben ihnen die heißen Sommer- und überdurchschnittlich warmen Herbstmonate mit.
Spannenderweise können die Winzer im Rangen den Regen ziemlich genau vorhersagen, denn der Qualm eines Kraftwerks, das direkt auf der anderen Seite des Thur liegt, zeigt an „wann es knallt“.
Prädestiniert für Riesling
Wie auch auf der Millésimes Alsace liegt der Fokus im Rangen auf Riesling, wobei im Rangen auch Gewurztraminer, Pinot Gris und Muscat stehen.
Schoffit, dessen Favorit im Rangen klar der Riesling ist, erklärt weshalb. Zum einen ist Riesling eine spätreifende Traube, was den Konditionen am Rangen entgegenkommt.
Zum anderen herrschen im Rangen selbst für Elsässer Verhältnisse einzigartige Bodenverhältnisse, die sich gerade in den Rieslingen der Lage prächtig wiederspiegeln. Mit 6000 bis 10000 Reben pro Hektar ist die Rebendichte hoch, was den Konkurrenzkampf der Reben untereinander antriggert. So muss jede Rebe um ihre „Verpflegung“ oder Versorgung kämpfen und tiefer wurzeln als ihr Nachbar.
Da die vulkanischen Böden des Rangen nicht gerade für ihre Reichhaltigkeit bekannt sind, ist das Setzen neuer Reben hier von besonders heikler Natur. Im Umkehrschluss ist die Dichte an alten Reben, die zwar geringere Erträge hervorbringen aber dafür von besonderer Qualität sind, überdurchschnittlich hoch. Und natürlich kommt auch das den geliebten Rieslingen des Rangen zugute.