Nach einem etwas holprigen Start in das Jahr 2018 inkl. Blinddarm-OP und einem möglichst alkoholfreien Januar – es waren in der Tat nur wenige Gläser Wein – ging es am Montag, den 29. Januar, wieder ans Glas im Eiskeller.

Mit  der lieben Dorina

Eine neue Ausgabe von BJR & Friends stand an. Bei dieser Eventreihe für Weininteressierte aller Art, finden Weinproben in wechselnden Locations (“& Friends”) statt. Die Events finden monatlich statt. Dabei ist die Location mal eine Weinbar, mal eine Kochschule oder mal ein Restaurant.

Die Themen der Abende werden auf die Location und den mitwirkenden Partner abgestimmt, sodass es zu reinen Weinproben kommt, zu Abenden die das Thema Wein & Food-Pairing aufgreifen, zu Events an denen aktiv teilgenommen wird (Kochen & Wein) oder Weinproben, die ein gesetztes Menü begleiten. Ich versuche dabei natürlich immer spannende Partner und Locations zu gewinnen, damit neben dem Wein auch Ambiente und Unterhaltung stimmen.

So ging es am Montag in den von mir heiß geliebten Eiskeller. Im letzten Jahr 2017 wurde diese kleine Weinbar, in der Düsseldorfer Altstadt, vom Fallstaff zur “Weinbar des Jahres” gekürt und sie wird regelmäßig mit weiteren Auszeichnungen prämiert.

Was macht den Eiskeller so besonders?

Wunderbare Location

Zum einen ist es der alte Gewölbekeller auf der gleichnamigen Straße, der den Eiskeller zu einer wahnsinnig angenehmen und urigen Location macht und mit hochwertiger Ausstattung und gedimmtem Licht zum Verweilen und Genießen einlädt. Zu den Weinen werden kleine Snacks gereicht: vom Gugelhupf über Schinken und Mortadella bis hin zu Käse, Salami und schlichtweg leckeren “gemischten Tellern”.
Und dann sind da noch die Weine. Die Weinkarte im Eiskeller ist besonders und deshalb so spannend. Hier bekommt man andere Weine als in anderen Weinbars. Die Inhaber Dorina und Klaus legen großen Wert auf Qualität und servieren hier von “no names” über Klassiker bis hin zum abgefahrenen “Natural Wein” alles was ihrem Anspruch an die eigene Weinkarte genügt. Ich bin sehr oft dort und entdecke jedes Mal wieder etwas Neues. Also, unbedingt ausprobieren!

Das Event

Das Motto des Abends war 4 x 2. Also vier Flights mit je zwei Weinen. Ein ruhiger, spannender Montagabend also, ohne Dienstag mit dickem Kopf im Büro zu sitzen. Die Truppe war super – gut gelaunt und an den einzelnen Weinen, ihrer Herkunft und den Winzern interessiert. 

Die Weine

Um die Ankunft des ersten und letzten Gastes zu überbrücken, gab es zunächst blind Mosel Kabinett von Dr. Loosen aus der Magnum, ins Glas. Der kam gut an und ist ein knackiger Aperitif. 2015, tolles Jahr, Erdener Treppchen, super Lage, Dr.Loosen, hammer Winzer.

1. Flight – Bubbles

Gespannt am lauschen…

Los ging es im 1. Flight mit zwei vermeintlich einfachen Sparkling-Weinen. Tresor von Bouvet und eine Cava Gran Reserva aus 2011 von Roger Goulart, der auch der spätere Preis/Leistungssieger werden sollte. Loire gegen Penedes. Knackig frisch, Süße/Säure-Spiel und fruchtig gegen 48 Monate auf der Flasche, nussig und mehr Tiefe.

Die Gran Reserva sollte aufgrund von mehr Komplexität, Tiefe und Reife das Rennen machen, wobei der Schaumwein von der Loire ebenfalls gut gefiel und als der besser Aperitif befunden wurde. Der nussige Cava hingegen wäre ein spannender Speisebegleiter – Belon-Austern wären für mich ein tolles Pairing.

2. Flight – Riesling

Nach Bubbles blieb es frisch im Glas. Zwei deutsche Weißweine aus 2016 folgten. Zum einen der Brauneberger Kabinett von Fritz Haag, der mich jedes Mal aufs Neue komplett begeistert, und der Niersteiner Riesling von Wittmann.

Zum Kabinett muss man genau zwei Dinge sagen: Er hatte einen mächtigen Stinker und sorgte deshalb für eine große Überraschung am Gaumen. Am Gaumen kam er fast überall sensationell an! Das Spiel von Süße und Säure gepaart mit der knackigen Mineralität ist einfach Trinkspaß pur.

Der Niersteiner Riesling von Wittmann, eine Stunde vorher geöffnet, doppelt karaffiert, war schlichtweg genial und wurde durch die Bank als genau so empfunden. Die Trauben kommen aus der Lage Orbel und zaubern einen so wunderbar reichen, expressiven Riesling ins Glas. Mango, Honigmelone und gelbe Frucht, leicht kräutrig, knackige aber schön integrierte Säure, sehr langes Finish. Super Stoff!

3. Flight – Weissburgunder

Ich fragte mich im Vorfeld was ich im 3. Flight bringen sollte. Sauvignon Blanc? Chardonnay? Grüner Veltiner? Ich entschied mich dieses Mal für Weissburgunder. Und da kamen zwei elegante, große Burschen ins Glas.

Cheers, guys!

Der Windvogt von Van Volxem aus 2016, dessen Trauben von alten Burgunderklonen aus einer Parzelle am westlichen Ende der Saar, aus der Top-Lage Wawerner Ritterpfad, gelesen werden. Der Weissburgunder, der noch etwas Chardonnay enthält, hat Holz gesehen und zeigt in der Nase Aromen von Pfirsich, Ananas und Blumenwiese.
Dazu gesellen sich leichte Holznoten von Vanille und Karamell, die ihn schön abrunden. Am Gaumen herrlich cremig, dabei sehr elegant mit feiner Säure und sehr langem, fruchtbetonten Finish. Der Wein des Abends!
Daneben gab es einen reinsortigen Weissburgunder aus Südtirol, der von der Terlaner Kellereigenossenschaft vinifiziert wird. Pinot Bianco Riserva 2015. Seit 1893 macht man im Dorf Terlan gemeinsame Sache und produziert spannende Weine. Ich bin ebenfalls großer Fan der verschiedenen Sauvignon Blancs.
Man merkt, dass die Trauben eine Menge Sonne gesehen haben und somit voll ausreifen konnten. Neben Aromen von reifer, saftiger Ananas, reifem gelben Apfel und Honigmelone merkt man den Holzeinsatz. Mit 2% Alc. mehr als der deutsche Windvogt wirkt er zunächst fett und überladen, gewinnt aber mit mehr und mehr Luft an Eleganz und Klarheit. Mir ist er etwas zu opulent und kann bei der ganzen Truppe nicht mit dem Windvogt mithalten.

4. Flight – Rotwein für Regentage

Abgesehen von den einstelligen Temperaturen ist der permanente Regen auch nicht allzu schön anzusehen. Da muss man gegenarbeiten, wie ich finde. Darum gab es zum Abschluss des Abends, der bis hier bereits tolle Weine hervorgebracht hat, noch zwei Rotweine. Spanien und Italien standen auf dem Programm.

So gab es zum einen eine Sonderabfüllung vom Rioja-Klassiker La Rioja Alta – 2013 Reserva La Fundación. Anläßlich der 20-jährigen Kooperation zwischen La Rioja Alta und Silkes Weinkeller wurde diese Reserva abgefüllt, die bereits ein Jahr im Holz und weitere zwei Jahre auf der Flasche im Keller hatte, bevor sie in den Handel gegeben wurde.
Das Weingut, das 1890 von fünf Winzerfamilien gegründet wurde, 400ha Reben und eine eigene Küferei besitzt, produziert diesen reinsortigen Tempranillo mit – wie soll es anders sein – Holzeinsatz. Und der ist ein Klassiker. In der Nase reife rote Frucht, Pflaume und Schokolade, dahinter etwas frisches grünes. Dazu gesellen sich die klassischen Noten vom Holzeinsatz – etwas Kakao, Vanille und Zedernholz. Der La Fundación wirkt – natürlich – noch recht jung, ist allerdings schon gut trinkbar, ist sehr zugänglich und macht schon Spaß. Wie so oft bei den Spaniern: Für faires Geld gibt es viel Wein.

Daneben gab es etwas exotisches aus dem Anbaugebiet Marken in Italien. Lokalisiert an der Adria, befindet sich das Weingut Il Pollenza genau in der Mitte von einer Bergfront und dem Meer.

Die Weine des Abends

Mit dem 100%igen Cabernet Sauvignon Cosmino aus 2010 hatten wir nun am Montag etwas spezielles im Glas. Wirklich speziell. Nach dem Öffnen – 3 std vor dem Servieren – springen mir die Tannine fast ins Gesicht. So etwas dichtes, kraftvolles und packendes. Immerhin ist der Wein schon acht Jahre alt. Wirklich beeindruckend. Solo ist das nun wirklich kein einfacher Wein, kein “easy drinking”, aber dennoch spannend.
Die Frische, Jugend und Kraft ist omnipräsent. Dunkle Frucht, Kirsche, Pflaume und Tabak in der Nase. Vielleicht etwas Blut. Am Gaumen Kraft ohne Ende, ruppige Tannine, reich aber nicht überladen oder aufdringlich – einfach nur sau jung. Gerade solo sieht er hier gegen den angenehmen Rioja kein Land. Dafür sicher spannend zu beobachten, was sich da noch tut.

Das war also BJR & Friends im Eiskeller. Bitte bedenkt, dass der Eiskeller immer montags den wohlverdienten Ruhetag einlegt – nicht dass jemand vor verschlossenen Türen steht. Und deswegen gab es auch nach den vier Flights nichts mehr ins Glas. Der ein oder andere war etwas traurig, aber wir waren uns alle einig: am nächsten Morgen mit Schiefstellung ins Büro, das muss nicht sein! Getreu dem Motto: Aufhören, wenn es am Schönsten ist.

Du wärst jetzt auch gerne bei einem meiner Events dabei?

Das kriegen wir hin. Schau doch mal in meine Events, überlege dir welches passt und wir sehen uns bald in angenehmer Umgebung bei spannenden Weinen!

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Fotos von Uwe Erensmann. Vielen Dank, lieber Uwe!