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Wohl jedem Weinliebhaber sind die besonderen Gewächse aus Bordeaux eine Freude. Wie überall auf der Welt gibt es auch hier einige wenige Ausnahmeweingüter, die eine Region prägen und die weltweit fest verankert sind. Zu diesen Chateaus gehört das Chateau Mouton Rothschild – genau, das ist diese fast immer sehr teure Weinflasche, die jedes Jahr aufs Neue von einem anderen Etikett verziert wird. Eben dieses Chateau gehört neben einer Reihe weiterer zum Portfolio des Baron Philippe de Rothschild, bildet jedoch klar die majestätische Speerspitze der Marke. Seinen Ursprung hat die Familie übrigens in Deutschland, genauer gesagt Frankfurt, von wo aus die Familie Rothschild mit ihren fünf Söhnen – jeder Sohn steht für einen Pfeil im Logo von Baron Philippe de Rothschild – ihren Namen in die weite Welt und es zu einer der wohlhabendsten aber auch bekanntesten Familien der Welt brachte.

Kein Wunder also, das man raus wollte aus der „alten Welt“, sein Know-How auch in die „neue Welt“ bringen und auch dort für Furore sorgen wollte. Mit Escudo Rojo – deutsch: Rotes Schild – wollte und sollte eben das geschehen. Chilenischer Charakter und französisches Herz schrieb man sich vor 20 Jahren auf die Fahne und versuchte, das Beste aus zwei Welten zu vereinen.

Seither ist viel passiert. Man hat viel ausprobiert, Erfahrungen gesammelt, sich vergrößert, die besten Lagen für die einzelnen Rebsorten und deren Charakter ausfindig gemacht und sich auch neu erfunden. Gesicht und Kopf der Domaine ist Emmanuel Riffaud, der sowohl als Geschäftsführer und Hauptverantwortlicher von Escudo Rojo, als auch als Direktor von Baron Philippe de Rothschild Chile agiert und somit die Hoheit über sämtlichen Fragen rund um Weine, strategische Ausrichtung und auch operatives innehat. Emmanuel ist übrigens ähnlich wie Philippe Sereys ein enorm angenehmer Mensch, ruhig, unaufgeregt und sehr charismatisch.

Das Tasting in Hamburg – 2012 bis 2018

Wie eingangs erwähnt, konnte ich eine ganze Reihe Weine von Escudo Rojo bereits auf der Vinexpo in Bordeaux verkosten. Ein ähnlich ausführliches Setup gab es vergangene Woche in Hamburg. Nicht ganz ohne Grund lag der Fokus der Vertikalverkostung von 2012 bis 2018 auf der Gran Reserva. Gran Reserva? Bisher bekannt als die rote Blend von Escudo Rojo.  Nach dem „ersten Zeitalter“ von Escudo Rojo wurde eine neue Zeitrechnung eingeläutet und nun mit dem 2018er Jahrgang erstmalig die Gran Reserva präsentiert. Von Beginn der „roten Blend“ an war klar, dass diese Cuvee vor allem von den Rebsorten Carmenere und Cabernet Sauvignon dominiert wird und alleine dadurch schon die chilenisch-französische Herkunft wiederspiegelt. Mit dem ehrgeizigen Bestreben, das Beste aus den eigenen Weinen herauszukitzeln, beschäftigt man sich seit Jahren mit dem Terroir Chiles. Welche Gegenden sind prädestiniert für Carmenere? Wo sind die Bedingungen für Cabernet Sauvignon denen in Bordeaux am ähnlichsten?

Besonders markant und natürlich die Gran Reserva beeinflussend ist die Cuvee als solche. Hier ist in den vergangenen Jahren eine Entwicklung zu prozentual etwas mehr – wirklich nur 1,2 oder 3 % pro Jahr – Cabernet Sauvignon festzustellen. Carmenere hingegen bleibt auf einem Level, wohingegen besonders der Anteil des Syrahs von zwischenzeitlich 25% in 2018 auf 11% reduziert wurde. Sich weiterhin auf die französischen Wurzeln aus Bordeaux beziehend, erhielt 2017 erstmalig Petit Verdot Einzug in die Cuvee, dessen Anteil in der neuen 2018er Gran Reserva direkt auf 4% und somit vervierfacht wurde.

Ebenso spannend lässt sich eine Änderung und eben auch Entwicklung in Bezug auf die Herkunft des Cabernet Sauvignon feststellen. Noch 2015 kam der Großteil (78%) des Cabernet Sauvignon aus dem Vallee de Maipo, dem historischen Geburtsort von Escudo Rojo, der übrige Teil des Cabernet Sauvignon aus Cachapoal. Bis in die neue 2018er Gran Reserva blieb der Anteil des CS aus Maipo zwar nahezu gleich (79%), jedoch wurde der Anteil aus Cachapoal anfangs durch einen Teil Cabernet Sauvignon aus Maule ergänzt und nun komplett mit CS aus Maule ersetzt. Die südlicher liegenden Rebflächen in Maule werden als der neue, aufgehende Stern des Weinguts bezeichnet und werten die Gran Reserva nochmals auf. Auch der hauptsächlich aus Colchagua kommende Carmenere wird nun – zwar nur zu einem geringen Anteil (10%) – mit Carmenere aus Maule ergänzt.

Und so haben wir sie, die neue 2018er Gran Reserva, die neben den wunderbaren Wetterbedingungen auf der neu, weiterentwickelten „Formel“ basiert und somit die Kraft der neuen mit der Finesse der alten Welt vereint. Saftig, früh zugänglich und mit Potenzial ausgestattet, macht 2018 jetzt schon Spaß und wird in den kommenden Jahren noch weiter zueinander finden.

Weine von Escudo Rojo – Weiß und Rot

Vor dem Rotwein darf es noch etwas weißes sein? Oder ein leichterer Roter?

Neben der Grand Reserva bringt Escudo Rojo eine ganze Reihe weiterer Tropfen, sowohl rot als auch weiß, auf die Flasche. Für die Weißwein-Freunde, die gerne etwas frisches mit Freunden auf der Terrasse genießen möchten, bietet sich der knackige Sauvignon Blanc an. Geht’s an den Herd und kommen Fischgerichte oder Hühnchen auf die Teller, findet der Chardonnay mit Zeit in der französichen Eiche – wie soll es anders sein – seinen Einsatz und begleitet die Speisen entsprechend. Soll es rot sein, gibt es neben der Gran Reserva die beiden roten „single grape varieties“ – also reinsortig auf die Flasche gebrachter Cabernet Sauvignon und Carmenere. Im Gegensatz zur Gran Reserva nicht ganz so komplex und facettenreich, aber durchaus das ein oder andere Glas wert!


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Author

Björn Bittner ist der Gründer von BJR Le Bouquet. Im Magazin beschäftigt er sich mit den Themen Premium-Kulinarik, Luxus und Lifestyle. Bon Vivant!

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