Date und Wein. Das ist fein. Ein miteinander meist fest verknüpftes Konstrukt. Nur welchen Wein trinke ich zu welchem Typ Date? Hier erfahrt ihr es! Jede Woche folgt ein weitere Date-Wein – also immer reinschauen!
Jeder kennt es. Denke ich.
Das erste Date ist Wegweiser und Stimmgabel für alles was noch so kommen mag. Oder eben nicht kommen mag. Nicht selten ist man froh, wenn das erste, unverhofft miserable, Date durch ist und man sich zuhause wieder dem letzten Netflix-Release widmen kann. Da ist die Zeit immerhin einigermaßen gut angelegt. Besser als in einem Restaurant der Wahl mehrere Stunden zu verschenken, peinliches Schweigen zu überbrücken und dafür abschließend noch Geld zu legen, ohne das es zur Liebe auf den ersten Blick kam. Ist man in dieser Situation denn wenigstens froh, wenn es wenigstens etwas ordentliches auf dem Teller und im Glas gibt?
Zum Glück gibt es auch andere Dates. Bei denen man aus dem erzählen nicht rauskommt, das Essen zur Nebensache wird, sich die eigene Begeisterung vom Gegenüber in dessen Augen gespiegelt wird und es so läuft wie man es sich wünscht. Wird dann auch der vielleicht extra ausgesuchte Wein zur Nebensache? Oder kann der richtige Wein den Moment vielleicht sogar noch fein untermalen?
Pauschalisieren kann man es jedoch meist nicht und erst recht nicht auf diese zwei Arten von Dates reduzieren.
Was es noch so für Arten von Dates gibt?
- Das Tinder-Date
- Das Blind-Date
- Das Ich-tue-einem/r-Freund/in-einen-Gefallen-Date
- Das Kindheits-Date
- Das Spontane-Date
- Das Doppel-Date
- …
Schick mir deine Date-Ideen und ich bastel was draus!
Das Tinder-Date
„Links, Links, Links, Oh, Rechts gewischt. Die/Der kann was.“
Seit 2012 führt Tinder nun schon willige Menschen zusammen, tatsächlich schon sechs Jahre. Zu uns ist die Tinder-Welle erst vor wenigen Jahren rübergeschwappt, seit dem aber nicht mehr von vielen Smartphones wegzudenken. Profil angelegt, „Vorlieben“ eingetickert und ab geht die Post. Das Prinzip ist denkbar einfach und bekannt.
Wischst du dann also nach rechts – ich bin großer Fan von Leuten, die einfach generell ALLES und jeden nach rechts wischen und erst nach erfolgtem „Match“ selektieren – und der gegenüber wischt in einem gewissen Radius ebenfalls nach rechts, kann die belanglose Schreiberei losgehen. „Hey, wie geht’s? Ich mache sowas eigentlich nicht, aber du siehst aus als wärst du anders….“ Classics. Der ehrliche Weg hingegen ist das direkte Fragen nach Uhrzeit und Tatort. Warum Zeit vertrödeln? Deshalb gilt es beim Tinder-Date-Wein vorerst festzulegen, ob man sich überhaupt “vorher“ irgendwo treffen möchte oder das Klingeln an der Tür ausreicht um „das Ding einzutüten“. Unabhängig davon würde ich, falls ich mal in dieser Situation lande, zumindest einen Wein anbieten. Egal was kommt, die Haltung gilt es zu wahren. Also, was trinken? Klare Kiste: In jedem Fall etwas mit Bubbles. Bubbles beleben und können auch schonmal schnell schickert machen, was in dieser Konstellation Gold wert sein kann. Rotwein heitert zwar auch an, belebt aber nicht so und ist deshalb eher als „Digestif“ geeignet. Die Empfehlung richtet sich nach dem Geldbeutel. So kann Champagner als solcher hier und da schonmal etwas betörend wirken. „Das bin ich dir Wert? Wow!“ In jedem Fall sollte es etwas Frisches, nicht allzu hefebetontes sein. Cremant oder Rieslingssekt fände ich auch passend, gerne auch Rosé! Die ganze Angelegenheit ist ja von recht schneller, kurzlebiger und unverbindlicher Natur, deswegen sollte der Wein auch kein hoch anspruchsvoller Tropfen sein, der selbst konzentrierten, anspruchsvollen Weintrinkern volle Aufmerksamkeit abringt.
Das Doppel-Date (ohne Weinspezl am Tisch)
Bei diesem Typ von Date habe ich immer eine Szene aus The Big Bang Theory im Kopf. Howard und Lennard geben wirklich alles, immer wieder sehenswert. Dabei kann die Konstellation total variieren. Ob ein Pärchen mit zwei Single Freunden, ob zwei befreundete Pärchen, zwei Pärchen die (vielleicht) gerne befreundet wären und und und. Die Auswahl der Speisen artet schon in einem für den Kellner abendfüllenden Programm aus, und dann noch die Frage nach stillem oder lautem Wasser. Hui. Sollte kein Weinfreund unter den vieren sein, wird die Luft noch dünner. Also hoffentlich gibt es einen Somm, oder man vertraut einfach der Empfehlung des Tages in Sachen Wein. Natürlich sollte man in jedem Fall dafür sorgen, das man etwas ins Glas bekommt was jeder mag. Auch die Menge spielt eine Rolle. Wenn keiner fahren muss und die Weinkarte es hergibt, empfiehlt sich eine Magnum, also 1,5Liter Flasche. Und weiter? Was schmeckt denn fast jedem? Da gibt es zum Glück jede Menge. Nachdem die Frage nach „Rot oder Weiß“ geklärt ist, kann man in verschiedene Richtungen gehen. Da die Atmosphäre in der Regel etwas lockerer ist als bei einem frischen 2er-Date, braucht es meiner Meinung nach etwas zugängliches, trinkiges, das Lust auf mehr macht. Das kann ein Sauvignon Blanc mit etwas Holz sein, frisch aber mehrschichtiger als der „einfache“ Stachelbeer-Vertreter, der mit seiner Frische für ständig leere Gläser sorgt. Chardonnay aus dem Holz kann auch funktionieren, sind cremige, volle Chardonnays oft sehr beliebt. Diese sind allerdings nicht so leicht und können etwas sperriger mit weniger Trinkspaß sein. Soll es rot sein, bin ich zum Essen persönlich großer Fan vom klassischen Rioja aus Spanien, der fast immer gut ankommt. Ein Gewähr für einen Wein, der allen schmeckt, gibt es übrigens meist nicht. Soll es etwas unkompliziertes sein, etwa weil sich ¾ der Anwesenden eh nichts aus Wein machen, gibt es sehr trinkige Primitivos, die im richtigen Rahmen viel Spaß machen können. Deutsche Spätburgunder sind natürlich auch ein toller Abendbegleiter, aufgrund ihrer Eleganz, Frucht und Säure ebenfalls sehr trinkfreudig. Dieses Listing könnte ich ewig weiterführen. Es sollte ein Wein sein, der allen Anwesenden gefällt, den es Spaß macht zu trinken und vor allem mehr zu trinken.
Das Kindheits-Date
„Willst du mit mir gehen? Ja, Nein, Vielleicht. Bitte ankreuzen.“ Lang lang ist’s her seit man im Kindergarten das erste mal, in der Grundschule das zweite Mal, verlobt war. Dann begann irgendwann der Ernst des Lebens. Und vielleicht gab es aber auch einen Bruch zwischen dem 4ten und 29ten Lebensjahr und man hat sich aus den Augen verloren. Dank den sozialen Medien kann man sich aber auch nach vielen langen Jahren wiederfinden. Facebook und Instagram machen es möglich. So kommt es, das man sich nach 10 oder 20 Jahren wiedersieht und zusammen am Tisch sitzt. Eigentlich nur ganz ungezwungen um „in touch zu keepen“, eigentlich fand man sich in der 10ten Klasse aber doch ganz süß und deshalb herrscht eine gewisse Stimmung von Neugier, Euphorie und Glückshormonen. So war sie nach dem Studium zwei Jahre in Australian und hat eine Menge zu berichten. Er hingegen hat das Studium etwas geschludert und sich dann selbstständig gemacht. (Parallelen zum Autor sind rein zufällig) Und so braucht es natürlich etwas zu trinken. Nein, keinen Latte Macchiato mit Karamel-Topping, sondern etwas Ordentliches. Champagner geht bekanntlich immer, wäre hier aber zu dick aufgetragen und könnte über das Ziel hinausschießen. Winzersekt wäre machbar, aber noch gibt es nichts zu feiern. Auch wenn sie ja „totaler Grauburgunder-Fan“ ist, wird dieser Wunsch nett aber bestimmt abgewehrt.
Bei den Burgunderrebsorten können wir aber bleiben. Ein Weissburgunder sollte funktionieren: Genug Frucht von Zitrusfrüchten, Apfel und auch etwas exotisches von der Ananas, am Gaumen eine spielende, aber nicht aufdringliche Säure. Elegant, Trinkfluss – sowas braucht es da. Wenn es entweder mittlerweile später Nachmittag oder aber Herbst ist, kannst du auch zu einem Spätburgunder greifen – Bourgogne Rouge aus Fronkreisch? Ja bitte!
Das “Ich tue einem Freund ein Gefallen”-Date
Jeder kam schon einmal in diese Situation und seit Barney Stinson das Konzept des „Wingmans“ ausführlichst dargelegt hat, ist dieser Gefallen schon fast ein Teil des Bro-Kodex. Der Freund oder eben die beste Freundin haben da wen kennengelernt, aber bevor man sich auf ein Treffen unter vier Augen beschränkt, würde man zum einen eigentlich gerne erstmal die allgemeine Physik testen und zum anderen dem besten Freund/in die neue Traumfrau präsentieren. Schließlich muss das ja auch von dieser Seite aus passen und abgesegnet werden. Ganz wichtig!
Nun gibt es zwei Optionen:
Option 1: Man kennt die quasi zukünftige Freundin des besten Freundes vom sehen, von Erzählungen oder über x Ecken und weiss wie nervig, anstrengend, schwierig oder doof sie ist. (Gilt andersrum natürlich genauso) Und auch wenn der beste Freund sie mega süß, sexy und lieb findet, findest du sie schlichtweg nicht nett und hast demnach auch keine Lust dir den Abend um die Ohren zu schlagen, dir das Gequatsche anzuhören und parallel noch ihre beste Freundin zu bespielen, wie nett diese auch sein mag. In diesem Fall suchst du von vornherein ein Restaurant/Bar mit ordentlicher Weinkarte aus (das sollte generell der Fall sein). Im nächsten Schritt erscheinst du 20 mins vor Reservierungszeit im Restaurant, suchst schonmal einen feinen Tropfen aus und lässt einfach laufen. Hier sollte eine Flasche Riesling Kabinett Wunder bewirken. Die Flasche leert sich wie von selbst, hat wenig Alkohol, weshalb du nicht bei Eintreffen der restlichen Akteure schon ausser Gefecht bist, sondern nur gut drauf und im besten Fall mag sonst keiner restsüßen Riesling – dann kannst du einfach weitermachen. Was dann passiert, steht in den Sternen. Wenn du deine gegenüber attraktiv findest, orientierst du dich an ihrem Taste und versuchst dennoch dem Lugana auszuweichen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Die beiden Verliebten trinken im Zweifel Cocktails aus einem Glas mit zwei Strohhälmen, weswegen du da eh raus bist.
Option 2: Du hast vielleicht sogar zwischen ihm und ihr vermittelt und konntest womöglich deshalb noch beeinflussen, wen sie für dich mitbringt. Im allerbesten Fall die raketenartige Freundin von ihr, die du eh immer schon ganz sportlich fandest. Dann gilt es natürlich gewappnet zu sein. Auch hier gilt es etwas zu früh am Tisch zu sein und die Weinkarte und somit die Möglichkeiten auszuloten. Generell – Tinder aufgrund der Kurzlebigkeit der Beziehung mal ausgeschlossen – ist Schaumwein ja immer der schmale Grad, wenn auch immer genial. Hier macht es nur Sinn. Die beiden rechts neben dir sind schon in Love und die Dame gegenüber würdest du gerne in diesen Zustand versetzen. Und da kann ein Sparkling natürlich wunderbar helfen. Bei vier Personen lohnt sich ja auch „locker eine Flasche“. Zur Feier kannst du hier auch gut und gerne zum Champagner greifen – am besten IMMER Rosé, wenn die Ladies dabei sind. Schau, welchen der gelisteten Champagnerproduzenten du kennst, schonmal getrunken hast und im besten Fall in der GQ mal was drüber gelesen hast. Du sollst nicht klugscheißen – ganz wichtig – sondern sympathisch und subtil ein paar Infos streuen und unterstreichen das du „Husband Material“ bist. Mit Stil. Was danach passiert ist Kür. Nach zwei Gläsern sind alle angeheitert und für alles offen. 🙂
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