In meinem ersten Artikel über die Côtes du Rhône habe ich die Region als Ganzes vorgestellt und die Geschichte und Diversität der Region im Süden Frankreichs genauer beleuchtete. Dabei ging es natürlich auch um die Qualitätskategorien der Region, die sich wie eine Pyramide in die Appellationen “Côtes du Rhône”, “Côtes du Rhône Villages” und “Côtes du Rhône Crus” aufteilen. Dabei stellt die Basis “Côtes du Rhône” den Bärenanteil und bilden die hochwertigeren “Côtes du Rhône Crus” die quantitative Minderheit.
Für mich, wie wahrscheinlich auch für jeden anderen Weinenthusiasten, zeigt die Basis einer Region oder eines Weinguts immer ein sehr wichtiges Fundament dar. Die hochwertigen Weine aus prädestinierten Crus lassen sich meist einfacher zu besonderen Tropfen vinifizieren, wohingegen das Arbeiten mit den Trauben der großen Rebflächen und entsprechend vinifizieren eine andere Schwierigkeit darstellt.
Genau aus diesem Grund gilt mein zweiter Artikel der Côtes du Rhône-Reihe den Weinen der generischen Appellation Côtes du Rhône. Da ich mich bereits im Einleitungsartikel mit der Historie dieser außergewöhnlichen und geschichte reichen Region beschäftigt habe, möchte ich mich hier eher mit der Appellation und den Weinen der AOC Côtes du Rhône auseinandersetzen. Dazu habe ich in diesem Augenblick eine Range aus neun Weinen vor mir auf dem Tisch stehen, die allesamt darauf warten verkostet zu werden.
Die generische Appellation AOC Côtes du Rhône
Doch eins nach dem anderen. Geografisch lässt sich die AOC Côtes du Rhône zwischen den Städten Vienne und Avignon einordnen und verteilt sich auf 171 Gemeinden, die in sechs sogenannten Departements – Ardèche, Drome, Gard, Loire, Rhone und Vaucluse – liegen.
Klimatisch herrscht auf diesen rund 30.000ha ein mediterranes Klima, das in der Regel von recht warmen Sommern und milden Wintern gezeichnet ist. Die Reben stehen hier hauptsächlich auf kiesreichen Böden, die eine gute Wasserversorgung sicherstellen und prädestiniert sind für den klassischen Roten der Côtes du Rhône. Für leichtere, nicht so dichte und rassige Rotweine eignen sich eher das Traubengut von den Reben, die auf Löss oder Sand wachsen.
Insgesamt machen die Weine der Côtes du Rhône 9% anteilig an der Gesamtproduktion Frankreichs aus. Dabei ist wohl kaum verwunderlich, dass die Weine der AOC Côtes du Rhône hier den Bärenanteil ausmachen. In Zahlen sind das ganze 46% der gesamten Côtes du Rhône-Produktion, die auf die generische Appellation entfallen und quasi die Fässer in den Kellern der Côtes du Rhône-Winzer mit ungefähr 1,3 Mio Hektoliter füllen, die jedes Jahr aufs Neue vinifiziert werden. Diese 1,3 Mio Hektoliter werden von 31000 ha Rebfläche erwirtschaftet. Kaum verwunderlich ist, schaut man sich die Verteilung der Weiß- Rosé- und Rotweine im gesamten Rhône-Tal an, der sehr hohe Anteil roter Weine innerhalb der AOC Côtes du Rhône. Ganze 84% der Weine sind rot, 10% sind Rosés und nur 6% werden von weißen Trauben auf die Flasche gebracht.
Wie in jeder festgelegten und geregelten Appellation, gibt es auch hier eine Reihe von Anforderungen an Wein und Winzer. So sind rund 20 Rebsorten erlaubt, von denen jedoch nur die Hälfte im Großteil der Weine auftaucht.
Die Rotweine der AOC Côtes du Rhône werden von der Grenache dominiert, die auch gleichzeitig die relevanteste Rebsorte darstellt. Zumeist wird sie mit Syrah und Mourvedre cuvetiert und bringt den klassischen, würzig-rassigen Rhone-Flavor ins Glas.
Darüber hinaus wird vom Verband vorgeschrieben, das Rotweine der AOC Côtes du Rhône aus mindestens 30% Grenache erzeugt werden müssen. Roséweine aus mindestens 70% der so bekannten und auch geliebten GSM – steht für Grenache, Syrah, Mourvedre – Trauben. Nicht vorgeschrieben, aber “gang und gäbe” ist, das rund 80% der Weißweine der AOC Côtes du Rhône aus den weißen Trauben Grenache Blanc, Clairette, Marsanne, Roussanne, Bourboulenc und Viognier vinifiziert werden.
Verkostung der Weine
Im Rahmen der TOP 50-Aktion der Zeitschrift Wein+Markt habe ich nun die Freude 17 dieser vorselektierten Weine aus dem Süden Frankreichs zu verkosten und mir darüber hinaus ein besseres Bild über die AOC Côtes du Rhône und ihre Weine zu machen. Von den 17 vorselektierten Weinen sind heute die folgenden zwölf relevant. Die weiteren fünf werde ich natürlich nicht vorenthalten, sondern im Rahmen der Côtes du Rhône-Reihe mit einem anderen Schwerpunkt unter die Nase nehmen.
Die Weißweine der TOP 50:
AOC Côtes du Rhône
Domaine de la Bastide, 1,2,3 Filles, 2019
Rebsorte: Viognier, Roussanne
Benannt nach den drei Töchtern des Hauses hat die Cuvée hinter den 1,2,3 Filles ordentlich Kraft. Im Glas goldgelb. Die Nase präsentiert saftige, reife Frucht von Aprikose, Ananas und erfrischender Grapefruit und lässt mit dieser Konzentration bereits erahnen, was am Gaumen passiert. Mit ein wenig Zeit im Glas gesellen sich feine Röstaromen, Toast und Mandeln dazu. Der Gaumen ist üppig, ausladend und hat Power. Die 14% Alkohol sind gut verpackt, steuern aber selbstredend ihren Teil zu diesem ausgesuchten Speisebegleiter hinzu. Der Wein ist saftig, weich und ein typischer Viognier (99% der Cuvée). Das Finish wird begleitet von Pfirsich und hat eine gute Länge. Jetzt trinken oder in den nächsten “1,2,3” Jahren genießen.
Domaine de Piaugier, La Grange de Piaugier, 2019
Rebsorte: Grenache Blanc, Roussanne, Viognier
Die Cuvée steht in strahlendem gelb im Glas. In der Nase zeigt sich diese Cuvée von einer spielerisch frischen Seite mit Aromen von frischem Obst und floralen Noten. Dabei stechen besonders Zitronen, weiße Blüten und etwas Fenchel heraus. Am Gaumen setzt sich dieses Bild fort. Zitrusfrucht und saftige Nektarine dominieren auf der Zunge und werden von einer animierenden – nicht überbordenden – Säure untermalt. Die Balance zwischen Körper, Frucht und Säure stimmt hier und präsentiert einen erfrischenden, trinkfreudigen Weißwein. Das Finish hat eine ordentliche Säure und wird von weißem Pfirsich und Zitrone begleitet. Jetzt frisch genießen.
Domaine des Escaravailles, La Ponce, 2019
Rebsorte: Roussanne, Marsanne, Grenache Blanc
Der Wein mit dem Käfer auf dem Label steht in hellem gelb und grünen Reflexen im Glas. Die Nase präsentiert Aromen von weißem Pfirsich, Birne und etwas Zitrone, fein untermalt von kräutrigen und würzigen Noten wie Akazienhonig. Das gut integrierte Holz schwingt leise und subtil mit und steuert Aromen von Vanille bei, die nicht stören oder aufdringlich sind. Am Gaumen ist der Wein aus Rasteau mit seinen 14% Alc. kraftvoll und saftig, ohne zu fett zu sein. Weißer Pfirsich, etwas Salz und eine angenehme Säure runden den Gaumen dieses klassischen Speisebegleiters ab. Das Finish ist saftig und hat eine gute Länge. Jetzt anfangen zu trinken.
Château du Trignon, Marsanne, 2019
Rebsorte: Marsanne
In hellem gelb präsentiert sich dieser reinsortige Marsanne. Die Nase ist angenehm frisch und von grünen Aromen geprägt. Kiwi, ein Hauch von Waldmeister und grasige Noten strömen beim ersten Riechen in die Nase. Anschließend Zitrusfrucht, Grapefruit, weißer Pfirsich und feine Würze. Am Gaumen ist das Geschmacksbild geprägt von weißer Frucht, Akazienhonig und Mandeln und schmiegt sich mit seinem kraftvollen Körper weich und saftig an den Gaumen. Das Finish hat eine gute Länge, Noten von Aprikose, erfrischt und macht Lust auf einen weiteren Schluck. Noch zwei, drei Jahre liegen lassen und dann solo oder zu leichten Speisen genießen.
M. Chapoutier, Côtes-du-Rhône “Belleruche”, 2019
Rebsorte: Cinsault, Grenache, Syrah
Ein Klassiker vom Klassiker. Der Belleruche Rosé leuchtet in hellem Rosa im Glas. Die typische Cuvéetierung für diesen Rosé bringt ein Bouquet von frischer roter Frucht in die Nase. Rote Johannisbeere und Himbeere, dazu feine Noten von Zitrone, Granatapfel und etwas Menthol. Am Gaumen zeigt sich der Rosé charmant saftig und frisch und umschmeichelt den Gaumen mit roter Frucht und einer spielenden, animierenden Säure. Subtil untermalt werden die Früchte von einer feinen, aber doch spürbaren Würzigkeit, die diesem Rosé eine weitere Dimension geben und ihn als passende Begleitung zu leichten sommerlichen Speise, aber auch rustikaleren Gerichten vom Grill macht.
Die Rotweine der TOP 50:
AOC Côtes du Rhône
Cellier des Dauphins, Reserve, 2018
Rebsorte: Grenache, Syrah
Die Reserve aus dem Hause Cellier des Dauphins ist. Dichtes Granatrot im Glas, typisch Cotes du Rhone in der Nase und am Gaumen. Ein harmonisches Zusammenspiel aus Frucht und Würze. So präsentiert die Nase Aromen reifer Früchte von Sauerkirsche, Waldbeeren und etwas Brombeere. Untermalt wird das Ganze von einer feinen Würze und floralen Anklängen. Der Gaumen ist schmeichelnd weich, die Tannine geschliffen und alles ist fest beisammen. Noten von Vanille und etwas Rauch paaren sich mit der fruchtigen Seite dieser Reserve. Fleischig, saftig, typisch!
Domaine de Champ Long, La Lauzerette, 2017
Rebsorte: Grenache, Syrah
Die Cuvée aus Grenache Noir und Syrah steht granatrot im Glas. In dieser Range ist der La Lauzerette aus 2017 der gereifteste und vielleicht geschliffenste Wein. Die Nase präsentiert sich mit saftiger dunkler Frucht. Schwarze Kirsche, schwarze Pflaume und schwarze Johannisbeere dominieren beim ersten riechen. Feine Vanillearomen vom Holzausbau untermalen die Frucht mit einer angenehmen Würze und geben dem Wein eine weitere Dimension. Der Gaumen wird von reifen, geschliffenen Tanninen getragen, zeigt sich mit dunkler Frucht von schwarzer Kirsche und angenehmer Würze. Voller Körper, dabei gut ausbalanciert und nicht überladen. Das Finish ist konzentriert, würzig und von guter Länge.
Domaine de la Bastide, Les Figues, 2019
Rebsorte: Grenache, Syrah, Carignan
Der Wein mit der Feige zeigt sich in tiefer, fast schwarzer Farbe mit violetten Komplexen. Die alten Syrah-Reben steuern hier ihre Kraft und ihr Tannin bei. Die Nase kommt mit viel Frucht von Brombeere, Himbeere und etwas Waldbeere daher. Dazu eine angenehme, feine Würze und Noten von Cassis. Ein tiefer, reicher Duft, der den Geschmack am Gaumen passend anteasert. Auch hier finden wir viel Kraft, eine gute Struktur und spielende Würze von schwarzem Pfeffer, die sich bis ins sehr ordentliche Finish zieht. Dazu ein scharf angebratenes Lammkarree!
Domaine des Chanssaud, 2018
Rebsorte: Grenache, Syrah, Carignan, Cinsault, Mourvédre
Diese Cuvée aus fünf Rebsorten zeigt sich in dunklem Rubinrot. Die Nase ist von einem Korb voller Waldbeeren geprägt. Dazu knackige rote Kirsche, erdige Noten und feine Würze. Alles wirkt sehr miteinander verwoben und wird von einer gewissen Süße untermalt. Am Gaumen präsentiert sich dieser Cotes du Rhone sehr weich und rund und umschmeichelt diesen spielerisch. Hier findet sich besonders die rote Kirsche wieder, ein paar reife Waldbeeren und die Würze, die ihn bis ins Finish begleitet. Das macht schon Spaß, kann aber auch noch zwei Jahre liegen.
Domaine des Escaravailles, Les Antimagnes, 2018
Rebsorte: Grenache, Syrah
Nach dem weißen der Domaine des Escaravailles nun die rote Cuvée des Hauses. In dunklem Rubinrot im Glas, besticht der Les Antimagnes mit einem konzentrierten Bouquet von roten Beeren und einer feinen Würzigkeit. Neben reifen Brombeeren und Heidelbeeren ist der Holzeinsatz klar erkennbar, aber gut integriert und gibt dem Wein Aromen von Vanille mit. Dazu gesellen sich Pfeffer und etwas Lakritze. Am Gaumen ist der Wein elegant, von guter Konzentration und an keiner Stelle üppig oder gar fett. Schwarzer Kirsche und Kräuter dominieren hier klar. Das Finish ist lang, konzentriert und würzig. Macht Lust auf ein weiteres Glas. Sehr schön zu Gegrilltem am Knochen.
Alain Jaume, Domaine Grand Veneur, Reserve Grand Veneur, 2019
Rebsorte: Grenache, Syrah
Die Reserve Grand Veneur steht in dunklem, tiefem Granatrot im Glas und lässt erahnen was da aromatisch im Glas passiert. Reife, saftige Frucht von roter Johannisbeere und Himbeere steigen sofort in die Nase. Dazu gesellen sich Noten von Lakritze, schwarzem Pfeffer und etwas Brombeere. Am Gaumen ist der Wein geschliffen – gar seidig -, elegant und animiert ein weiteres Glas einzuschenken. Dazu tragen auch die reiche Frucht und Kräutrigkeit bei. Würziges Finish von guter Länge mit Noten von Brombeere. Kann man jetzt schon wunderbar entkorken und solo oder als Speisebegleiter genießen.
Domaine Notre Dame des Pallieres, Les Rieus, 2019
Rebsorte: Grenache, Syrah, Carginan
Zur klassischen Grenache/Syrah-Cuvée gesellt sich im Les Rieus noch etwas Carignan dazu. In tiefem, konzentrierten Granatrot steht der Wein im Glas. Die Nase ist intensiv fruchtig und präsentiert saftige Aromen von Sauerkirsche und Himbeere. Und genau von seiner omnipräsenten, frischen Frucht lebt er, und das funktioniert sehr gut. Am Gaumen ist der Les Rieus weich und samtig, harmonisch und durch deine Frucht und angenehme Säure trinkfreudig und animierend. Die Fruchtaromen von Sauerkirsche und Himbeere setzen sich am Gaumen fort und werden im Finish um Erdbeere ergänzt.
Wie es weiter geht?
Die Côtes du Rhône-Reihe geht weiter! Nachdem ich die AOC Côtes du Rhône ausführlich beleuchtet habe, geht es als nächstes mit den Villages der Region weiter. Stay tuned!
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