Wein ist heute weit mehr als nur ein Genussmittel. Für die einen ist Wein eine Wertanlage, für andere geht es um Status, wieder andere haben Wein zu ihrer Lebensaufgabe gemacht. Dabei ist Genuss eine Begrifflichkeit und Empfindung, die von Person zu Person sehr subjektiv und individuell ausfällt.
So spricht man in der Königsdisziplin des Sommelier-Seins von Food-Pairing. Hierbei werden vom Küchenchef die Speisen des Menüs mit all ihren Aromen und Nuancen vorgegeben, woraufhin der Sommelier seine grauen Zellen anwirft und akribisch die perfekte vinophile Begleitung erstellt. Dabei geht es um Dinge wie Aromatik, Säure, Körper oder Tannine. Andersrum ist das übrigens genauso gut möglich. Ist ein Weinthema vorgegeben, kann die Speisebegleitung anhand gleicher Attribute drumherum gebaut werden. Das Ziel der Übung? Passen Wein und Speisen gut zusammen, vermag diese Kombination beide Seiten – Wein und Gericht – nochmals hervorzuheben und gegenseitig zu unterstützen.
Diese Kombination aus Wein und Speisen ist längst nicht die einzige Möglichkeit, Wein einzusetzen und mit einem Partner zu vermählen. So nutzt die Maison Krug – eins der führenden Häuser für Champagner – Musik als Begleitung für ihre Champagner. Olivier Krug, Direktor der Maison, ist ein riesiger Fan der Krug Music Pairings und referiert sehr gerne über die Verbindung von Musik und seinen Champagnern. Dabei geht es darum, der Experience der Verkostung eines solchen Champagners eine weitere Dimension zu geben – die der Musik.
Wein kann uns auf unterschiedlichen Ebenen erreichen, zu den verschiedensten Dingen passen und hat fast immer eine Legitimation. Wein ist emotional. Wein ist bereichernd. Wein ist ästhetisch und Wein kann verzaubern. Wieso also nicht Wein mit Produkten zusammenbringen, die genau die gleichen Gedanken bei ihren Konsumenten hervorrufen? Deswegen habe ich mich als alter Autofreund mit meinem Partner Bentley Düsseldorf zusammengesetzt, mich mit den einzigartigen Modellen der luxuriösen Automanufaktur auseinandergesetzt und dazu Wein-Pairings entwickelt, die die DNA des Fahrzeugs, ihre Eigenschaften und ihr Auftreten wiederspiegeln. Wein-Pairing mal anders!
Nachdem Bentley Düsseldorf CEO Guido Graf von Spee und ich bereits in der 11. Folge meines “A Bottle with”-Podcasts über die Brand Bentley, die DNA und die Kunden dieser eleganten und eindrucksvollen Fahrzeuge gesprochen haben, geht es im nächsten Schritt nun darum, zwei der schönsten Nebensachen der Welt miteinander verschmelzen zu lassen.
Das Produktportfolio des Luxushauses aus UK umfasst derzeit drei Baureihen: den Bentley Continental GT – auch als GTC Cabrio -, den Bentley Bentayga und den Bentley Flying Spur. Leider ist der Bentley Mulsanne erst kürzlich aus dem Portfolio gefallen, was uns nicht daran hindert, auch ihn mit einem feinen Tropfen zu pairen. Kaum ein Modell verkörpert die DNA von Bentley so wie der Mulsanne, auf dessen Rückbank wir übrigens auch den Podcast aufgenommen haben.
Der Klassiker und Sportler im Bunde ist der Bentley Continental. Das klassische Coupé, dass auf Wunsch auch als Cabrio (seit 2006) daherkommt, wird seit 2003 in UK handgefertigt und ist wohl der Inbegriff des Begriffs Luxuscoupé. Darüber hinaus ist er der erste Bentley, der von Volkswagen vorgestellt wurde und prägt mit seinem Image bis heute die Marke. Trotz bis zu 12 Zylinder, 900NM Drehmoment, über 650 PS und damit einhergehendem Gefauche beim Betätigen des Gaspedals, kommt er – wie auch alle seine Kollegen – “leise” daher. Natürlich ist der Auftritt mächtig und beeindruckend und ein Statement, im Gegensatz zu einem Lamborghini, AMG oder Maserati jedoch schon fast Understatement.
So bezeichnete Guido Graf von Spee auch den durchschnittlichen Neuwagen-Kunden, der im Schnitt acht weitere Fahrzeuge besitzt und in der Regel nicht mehr mit brüllendem Motor vorfahren muss. Dennoch ist der Continental GT der Sportler im Sortiment. Explosionsartige Kraftentfaltung untenrum, viel Galle hinten raus, ein dynamisch abgestimmtes Fahrwerk und eine ordentliche Portion Spritzigkeit stechen an einem sonnigen Samstagnachmittag als markant heraus. Natürlich untermalt von Luxus, Eleganz, feinsten Materialien und entsprechender Verarbeitung.
Schaut man sich nun diese Emotionen, Eindrücke an und überträgt sie in die Welt der fermentierten Trauben, wie Krug es mit der Musik macht, ist der Continental GT ein Riesling Großes Gewächs oder Grand Cru. Ob ein deutsches Gewächs wie das Kirchenstück von Bürklin Wolf, das Felseneck von Schäfer-Fröhlich oder ein Brunnenhäuschen von Wittmann oder ein elsässischer Grand Cru wie der Schoelhammer von Hugel oder der Clos St. Hune von Trimbach kommen mir da sofort in den Sinn. Kraftvoll mit der strahlenden Rieslingsäure, aus den besten Lagen mit einzigartigen Böden. Ähnlich wie in UK wird hier alles per Hand von passionierten Persönlichkeiten bearbeitet, mit dem Anspruch, etwas besonderes zu schaffen.
Geht es um das Cabrio, das auf der gleichen Basis wie der GT steht, würde ich mich in die Champagne orientieren. Mit dem “Oben-Ohne”-Feeling, dem damit direkterem Feedback und dem luftigeren Setup, würde ich mich für einen Rosé Champagner entscheiden. Das mag ein Cristal Rosé von Louis Roederer sein oder ein Belle Epoque von Perrier Jouet. Sollte man – soll wirklich vorkommen – kein Fan vom Rosé Sprudler sein, könnte man den Stil des Vereinigten Königreichs aufgreifen und einen 2004er Sir Winston Churchill von Pol Roger servieren. Seriös, Understatement, Elegant, Eindrucksvoll!
Der Nächste im Bunde ist der Bentley Bentayga. Ein Schiff. Dabei allerdings eher die mächtige Dilbar als die zeitlose Gorch Fock – ohne der Gorch Fock zu Nahe treten zu wollen. Der Bentayga – korrekt ausgesprochen übrigens Ben-tey-ga – ist der Inbegriff eines SUV, nur eben vom 24” Rad bis unter das Panoramadach auf Luxus getrimmt.
Seit 2016 werden rund 5000 Fahrzeuge des Luxus-SUV in Crewe per Hand gefertigt. Mit über 5 Metern Länge und knapp 1,80m Breite ist der mit einem Preisschild von knapp unter 190.000€ behangene Bentayga ein Garant für eine freie linke Fahrspur auf der Autobahn, egal bei welchem Tempolimit. Möglich sind übrigens 290 km/h.
Eben weil er ein solches Schiff ist, sorgt er für Eindruck. Auch wenn er mit seinem V8 und über 500 Pferden könnte, wenn er wollte, ist er für mich der Inbegriff der Sänfte. Mit dem Bentayga schwebt man nicht über den Dingen, aber in jedem Fall über die Straßen. Zeitlose Eleganz trifft hier auf eine Optik, die durch ihre Kraft und Masse dominiert wird. Überträgt man dies in die Welt der Weine, würde man das vinophile Äquivalent zu diesem Schiff wohl sofort in der Rotwein-Ecke von Harrods Vinothek suchen. Kraftvolles Auftreten, Eleganz und die Power und Würze unter der Haube, um schnell und dabei höchst komfortabel zu reisen. Mit allen Schikanen.
Ein noch nicht so weit gereifter Bordeaux – linkes Ufer – aus einem großen Jahr? Ein Cote-Rotie von der nördlichen Rhone mit der Würze und Pfeffrigkeit des Syrah? Das australische Pendant aus dem Hause Penfolds – der Grange? Wie wäre es mit Napa Valley? Allesamt Weine mit einer gehörigen Portion Kraft, dabei voller Eleganz und ja, das darf nunmal nicht fehlen, mit einem entsprechend hohen Preisschild versehen.
Eigentlich müsste man mit dem Flying Spur weitermachen, da der Mulsanne leider nicht mehr im aktuellen Portfolio gelistet ist. Da der Flying Spur aber eine Art Nachfolgerrolle als des Mulsanne als Limousinenfahrzeug von Bentley Motors einnimmt, folgt zunächst der Mulsanne. Wie bereits erwähnt, haben wir – Guido und ich – den Podcast auf der Rückbank eines Mulsanne Speed aufgenommen. Und das war wirklich beeindruckend. Die verwendeten Materialien und deren Verarbeitung sind so absurd hochwertig, dass es wohl nicht mehr ganz zeitgemäß war. “So ist hier alles was sich wie Leder anfühlt, Leder. Alles was wie Edelstahl aussieht, ist Edelstahl. Und alles was wie Holz aussieht, ist massives Holz.”
Das man hier wirklich am Ende der Fahnenstange angelangt ist, bescheinigt das Preisschild mit der Zahl 400.000€ eindrucksvoll. Gebaut von 2009 bis 2020, hat er seinen Namen vom historischen, gleichnamigen Bentley aus 1980. Es scheint fast, als wurde der Mulsanne für die Aufnahme von Podcasts im Fond hergestellt, denn die bis zu 5,80m lange Karosserie lässt auf der Rückbank freie Denk- und Bewegungsentfaltung zu. Spaß beiseite. Das ist Luxus für den Kunden mit Chauffeur, richtig? Falsch. Zumindest nicht ganz richtig, denn tatsächlich erfreuen sich viele Mulsanne-Besitzer daran, dieses Kunstwerk selbst zu bewegen.
Bewegt man sich in diesen Gefilden, wo Preisschilder zweitrangig sind und der zwischenmenschliche Kontakt dem Kunden wichtiger ist, kommt man nicht um die sogenannte und gern aber selten gesehene “Bückware” drumherum. Das sind beispielsweise die Weine auf der Prowein – der weltweit größten Messe für Wein und Spirits – die man nicht in den üblichen Verkostungen wiederfindet. Die Flaschen stehen wirklich unter der Theke und werden guten Kunden, Freunden oder Personen serviert, “für die es sich lohnt”.
Und wenn eben das Preisschild egal ist, würde ich mich nach Frankreich bewegen und dort entweder im Burgund oder der Champagne halt machen. Dann darf es natürlich nicht irgendwas sein, weshalb ich mich jeweils für das “Ende der Fahnenstange” entscheiden würde. Im Burgund wäre das ein Wein von der Domaine de la Romanée-Conti, dem “teuersten Weingut der Welt”. Der Ruf der Domaine eilt ihr seit jeher voraus und so ist ein Glas dieses Burgunders vor sich für jeden Weinliebhaber einer der wenigen heiligen Grale, die es gibt. Ob Corton, Romanée St. Vivant, Echezaux oder Grand Echezaux, Richebourg, Monopollage La Tache oder Romanée-Conti. Preis pro Flasche? Je nach Verfügbarkeit und Jahrgang um die 20.000€. Ja, pro Flasche.
In der nicht weit entfernten Champagne hatte ich direkt zwei Namen im Kopf. Zum einen Selosse, zum anderen Krug. Bezieht man sich jedoch auf den “Craftmansship”-Gedanken von Bentley alles im Fahrzeug händisch zu fertigen, fühle ich einen Krug noch etwas mehr. Kein anderes Haus in der Champagne betreibt einen solchen Aufwand bei der Kreation seines Champagner, der Grande Cuvée. Bis zu 200 unterschiedliche Weine aus diversen Jahrgängen werden hier akribisch miteinander vermählt und finden sich in einer einzigartigen Cuvée wieder. Da wir aber vom Mulsanne reden, würde ich im Hause Krug auf die “Großen” gehen – den Clos de Mesnil, ein reinsortiger Chardonnay aus einem Jahrgang – oder dem Clos d’Ambonnay, der als reinsortiger Pinot Noir daherkommt und den Clos de Mesnil nochmal in den Schatten zu stellen vermag. Preis für diesen “Blanc de Noir” aus einer einzigen, 0,69ha kleinen Lage in der Ortschaft Ambonnay: über 2000€!
Auch wenn der ein oder andere Bentley Enthusiast die Nachricht der Mulsanne-Einstellung noch nicht vollständig verarbeitet und verkraftet haben mag, ist der inoffizielle Nachfolger bereits da. Der Flying Spur ist dabei keinesfalls ein Neuling. Die erste Reihe des Flying Spur lief schon 2013 vom Band – sagt man das, wenn alle Fahrzeuge ausschließlich per Hand gefertigt werden? 2019 wurde er neu aufgelegt und ist mein Liebling im Portfolio der Engländer. Er ist – für mich – die perfekte Symbiose aus eleganter Limousine (gute 5,30m Länge), einer wahnsinnig dynamisch und kraftvollen Anmutung (bis zu 635 PS und 12 Zylinder) und der Luxus-DNA von Bentley.
Der Flying Spur ist nicht nur ein würdiger Nachfolger des legendären Mulsanne, präsentiert sich meiner Meinung nach als eine Art dynamisches Update der oben beschriebenen Staatskarosse.
Und auch hier würde ich mich im franzöischen Burgund wiederfinden, wenn ich einen Wein suche, der den Flying Spur verkörpert. Im Gegensatz zum Pinot Noir beim Mulsanne, würde ich hier auf einen Chardonnay zurückgreifen, der elegant und mit viel “Dampf” daherkommt. Da sucht man natürlich als erstes an der Cote de Beaune, geht die international beliebten und geliebten Gemeinden durch und bleibt zwangsläufig dort hängen, wo es am teuersten, aber auch komplexesten und für einem Flying Spur adäquat ist – Montrachet. Montrachet ist die Grand Cru-Lage – das Beste vom Besten – der Gemeinden Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet. Wie so oft ist das Beste in der Regel zum einen immer teuer, zum anderen stark limitiert, was auch hier der Fall ist. Nur knappe 8 ha umfasst die Grand Cru-Lage, die sich neben den weiteren vier Grand Cru-Lagen Bâtard-Montrachet, Chevalier-Montrachet, Bienvenues-Bâtard-Montrachet und Criots-Bâtards-Montrachet als einzige mit diesem höchsten Titel schmücken darf. Dabei ist der Montrachet ohne Bindestrich der gefragteste und auch rarste.
Der reinsortige Chardonnay, der zu den besten trockenen Weißweinen der Welt zählt, strahlt aus dem Glas und verzaubert mit voluminöser Eleganz und ordentlich Hubraum. Er präsentiert dabei neben einer unglaublichen Harmonie und Balance und feinen Mineralität oft Noten von Brioche, Honig, Butter, Kräutern und einem wunderbaren Schmelz. Auch hier könnte man sich an der Domaine de la Romanée Conti orientieren, die einen Teil der Lage Montrachet bewirtschaftet.
Ein anderer, großartiger Winzer und Name des Burgund ist die Domaine Ramonet, die ebenfalls jährlich eine sensationelle Palette an unterschiedlichen Burgundern auf die Flasche bringt, unter anderem auch den Montrachet. An der Stelle, Santé!
Alle Modelle von Bentley Motors werden übrigens zukünftig mit alternativen Antrieben angeboten, was den Nachhaltigkeitsgedanken der Brand nochmals unterstreicht. Aktuell ist die Produktionsstätte in Crewe UK die weltweit einzige, die frei von Emissionen ist.
Niemals vergessen: Drink Responsibly – Don’t Drink and Drive!
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